Spätestens jetzt im Mai mit seinem Frühlingsduft steigt die Lust auf einen schönen gemütlichen Balkon, auf dem man sich erholen kann. Wir können den Pflanzen beim Wachsen zuschauen. Jetzt ist Zeit zum Säen und Pflanzen vom Sommergemüse. Was jetzt im Mai für den Balkon gesät und gepflanzt werden kann und welche Aufgaben anstehen, liest Du im folgenden Artikel.
Im Mai kann gesät werden:
Die Verlinkungen führen zu empfohlenen balkontauglichen Sorten in Demeter-Qualität, also der besten Bio-Qualität.
- Asia-Salate, Asia-Salat-Mischung als einfache Saatscheibe
- Bataviasalat „Amerikanischer Brauner“ (besonders für Baby-Leaf-Anbau geeignet)
- Basilikum (Vorkultur)
- Bohnenkraut
- Buschbohne, Empfehlung Helios, Saxa
- Dill
- Erbse, Empfehlung Zuckererbse Ambrosia, Markerbse Wunder von Kelvedon, violett blühende Schalerbse mit blauen Hülsen Blauwschokker
- Grünkohl, Empfehlung Lerchenzunge, Halbhoher grüner Krauser, Palmkohl/Schwarzkohl Nero di Toscana
- Gurke (Voranzucht, nach den Eisheiligen draußen), Vespergurke für Balkon: Persika, Minigurke La Diva, Landgurke Tanja, stark rankende, kletternde Sorten: Mexikanische Mini-Gurke, Inka-Gurke (Hörnchenkürbis)
- Kohlrabi (Vorkultur), Empfehlung blau: Blaro, Azur Star, weiß: Noriko, Lanro
- Kürbis (Voranzucht, nach den Eisheiligen draußen), balkontauglich: Patisson orange, Rondini, Sweet Dumpling, Table Queen, Zaphito, Hokkaido
- Malabarspinat (Vorkultur), Neuseeländer Spinat (Vorkultur), Baumspinat (Vorkultur und direkt)
- Mangold (Vorkultur), Empfehlung rotstielig Feurio, weißstielig Glatter Silber, gelb Pirol, Mischung aus vier Farben Rainbow und Bright Lights, grüner Schnittmangold für Baby-Leaf-Anbau: Verde da Taglio
- Radieschen, Empfehlungen für den Kübel: Sora, Rudi, Eiszapfen, French Breakfast
- Rote Bete
- Stangenbohne, Empfehlung Blauhilde, Neckarkönigin, Feuerbohne Preisgewinner
- Petersilie
- Zucchini (Voranzucht, nach den Eisheiligen draußen), Empfehlung Balkon: Cocozelle von Tripolis, Zuboda, rund Tondo chiaro di Nizza
Die Eisheiligen
Manche wissen vielleicht gar nicht, was das ist. Noch weniger die Bedeutung für uns Gärtner. Die Eisheiligen markieren einen historischen Wendepunkt im Garten-/Balkonjahr. Nach den Eisheiligen, der letzte ist die „Kalte Sophie“, gibt es erfahrungsgemäß keine Spätfröste mehr. Obwohl im Mai oft sommerliche Temperaturen herrschen, können noch Nacht- und Bodenfrost auftreten. Dieser macht kälteempfindliche Pflanzen und damit unsere Bemühungen kaputt. Die Eisheiligen gehen auf die Erfahrungen von Bauern aus vielen Jahrhunderten zurück. Dazwischen lag eine Kalenderreform. Das heißt früher waren die Eisheiligen vom 21. – 25. Mai. Durch die Kalenderreform kamen zehn Tage hinzu. Nun stehen die Eisheiligen vom 11.-15. Mai im Kalender, sind aber eigentlich später. Deswegen ist als richtiger Pflanztermin in manchen Fachbüchern der 20. Mai empfohlen worden.
Deshalb besagt die alte Gärtnerregel, frostempfindliche Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Chili, Gurken, Zucchini, Physalis, Auberginen, Kürbis und so weiter erst nach den Eisheiligen raus bringen.
Aber wir haben eine Klimaänderung. Wir haben Regionen, die sind wärmer als andere. Wir sind BalkongärtnerInnen. Unsere Städte sind heißer als das Umland, die Städte haben eine Wärmeglocke. Ein großer Teil der Balkons sind eingebaute Balkons, wo die Wände noch Wärme abstrahlen. Deshalb ist die alte Regel gut und wichtig, und jeder sollte diese als sehr wichtig kennen. Aber keine jahrhundertealte Regel für den Ackerbau darf nicht modifiziert werden. Jeder sollte im Blick haben, wo liegt sein Balkon, wie ist er gebaut und seine persönlichen Erfahrungen machen. Es gilt, die alte Regel im Kopf zu haben, bewußt entscheiden und den Wetterbericht, das Thermometer und seine Pflanzen gut im Blick haben.
Bei Temperaturen unter 10°+ kann man die Töpfe mit frostempfindlichen Pflanzen an die Hauswand schieben, mit Kältevlies, Jutesäcken, Luftpolsterfolie oder Zeitungen abdecken oder reintragen. Hat die Pflanze eine kalte Nacht draußen verbracht, kann sie einen Rückschlag um ungefähr vier Wochen erleiden, bis sie wieder fit ist und weiter wächst. Das kann passieren, muß aber nicht, Wetter und Pflanzen lassen sich nicht jedes Mal gleich berechnen. Da muss man ein Gefühl dafür bekommen. Lasse Dich nicht entmutigen sondern ermutigen und behalte Deine Pflanzen immer im Blick.
Ich mache wie viele andere Gärtner die positive Erfahrung, frostempfindliche Pflanzen wie Tomaten, Paprika, Chili, Gurken, Zucchini, Physalis, Kürbis schon weit vor den Eisheiligen erfolgreich draußen auf dem Balkon wachsen zu lassen, ohne dass sie einen Kälteschock erleiden. So verfrüht sich die Erntezeit und insgesamt verlängert sich die Erntezeit. Für noch nicht so Erfahrene und Mutige besteht auch die Möglichkeit, die Hälfte der Pflanzen draußen wachsen zu lassen und die andere Hälfte noch in der warmen Wohnung zu lassen.
Bei drin vorgezogenen oder gekauften Pflänzchen achten wir GärtnerInnen auf eine Abhärtung. Wir gewöhnen die Wärme gewohnten Pflanzen langsam an die härteren Bedingungen draußen mit Sonne, Wind und Nachtabsenkung bei den Temperaturen. Wir tragen die Pflanzen stundenweise raus. Sie stehen anfangs nur stundenweise draußen, erstmal nur im Schatten. Dann werden sie wieder reingetragen. Am nächsten Tag wieder rausgetragen, abends werden sie wieder reingetragen…
Die einfache Variante – Gemüsepflanzen kaufen und auspflanzen
Genau wie bei den auf der Fensterbank vorgezogenen Pflanzen beachten wir bei gekauften nicht frostharten Pflanzen die Ausführungen zu den Eisheiligen und Abhärtung, bevor wir sie nach draußen pflanzen. Bewährte Gemüsejungpflanzen für den Balkon sind Tomate, Paprika, Kohlrabi, Gurke, Kürbis, Aubergine, Basilikum.
Mini-Gemüse oder angenehmes Mikroklima?
Abraten möchte ich von Mini-Gemüse, auch wenn es süß aussieht. Wer ordentlich ernten will, sollte „normale“ Sorten kaufen. Natürlich ist es ein starkes Argument, über die Balkonbrüstung zu schauen. Ich weise gern auf die Verwendung großer Pflanzen hin, denn damit lässt sich ein essbarer Dschungel bauen. Am besten eignen sich Säulenäpfel, Stab-/Coctailtomaten, Sonnenblumen, Inka-Gurken, Kletterbohnen, Mexikanische Mini-Gurke, Gurke, Stangenbohnen, Kapuzinerkresse, Hokkaido-Kürbis, Goji-Beeren, Mini-Kiwi, Spalierobst uvm. Zudem schaffst Du Dir so ein angenehmes Mikroklima auf dem Balkon. Die Sonne führt zu einem starken Wachstum in der sonnenzugewandten Seite. Die Pflanzen werfen bald einen natürlichen Schatten. Sie verdunsten, die Luft wirkt frisch und ist kälter als außerhalb des Balkons. Sogar im Extremsommer kann man es auf einem Südbalkon dann gut aushalten, wenn er gut begrünt ist.
Kartoffeln legen auf dem Balkon im Mai
Auch die Kartoffeln werden jetzt gelegt. Hier kannst Du von unserem ersten Selbstversuch lesen. Vorgekeimte Knollen sind klar im Vorteil.
Willst Du überhaupt etwas in der Stadt Angebautes essen?
Ein Interview zu Schadstoffbelastungen beim innerstädtischen Gärtnern vom 3. Online Bio-Balkon Kongress findest Du hier.
„Schädlinge“ und „Nützlinge“ auf dem Balkon im Mai
Es ist Blattlauszeit. Lerne den entspannten Umgang mit ihnen. Sie sind wichtige Nahrungsgrundlage für Marienkäfer, Ohrwürmer, Larven der Flor- und Schwebfliegen und vieler Vögel. So erkennst Du Marienkäferlarven, die in ihrer 2-wöchigen Entwicklungszeit 800 Blattläuse vertilgen. In seiner Lebenszeit (ca. 25 – 30 Tage) kann ein Marienkäfer bis zu 4.000 Blattläuse fressen. Es ist für StadtbalkongärtnerInnen ein großes Erlebnis, wenn sich tatsächlich die Blattlausplage durch das Eintreffen von „Nützlingen“ von allein erledigt.
Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen, danke für Eure Rückmeldungen. Gern in der Facebookgruppe zum Bio-Balkon Kongress.
Bild 2, 3, 4, 5 und 7 sind von Isabel Jauernig und Ihrem tollen Permakulturgarten-Projekt 137,5 Grad bei der Scheunenwirtin in Bartholomä. Danke Isabel.