Suche

Newsletter erhalten:

Kartoffelanbau auf dem Bio-Balkon – Mein Selbstversuch

In diesem Jahr wollte ich erstmalig Kartoffelanbau auf dem Bio-Balkon probieren. Besonders gespannt war ich auf die Sorte "Blauer Schwede", weil schon die Keime dieser Kartoffel so interessant lila-blau leuchteten.

In diesem Jahr wollte ich erstmalig Kartoffelanbau auf dem Bio-Balkon probieren. Im Mai setzte ich sechs Kartoffeln, schon vorgekeimte Saat-Kartoffeln, die ich im Hofladen der Domäne Dahlem in Berlin kaufte. Besonders gespannt war ich auf die Sorte „Blauer Schwede“, weil schon die Keime dieser Kartoffel so interessant lila-blau leuchteten.

Die zwei Saat-Kartoffeln der Sorte „Linda“ steckte ich in einen leeren Erdsack vom Vorjahr, die Sorte „Bamberger Hörnchen“ kam auch in einen leeren Erdsack und die zwei Saat-Kartoffeln „Blauer Schwede“ kamen in einen riesigen Blumentopf, den ich aus dem Müll gezerrt habe. Ich hatte gar nicht verstanden, warum dieser schöne Blumentopf weggeschmissen werden sollte, da habe ich ihn doch lieber aus dem Müll gerettet und gleich für den Kartoffelanzuchtversuch verwendet. Nachteilig war, dass dieser große Topf genau in meinem Laufgang auf dem schmalen langgestreckten Naschbalkon stand und ich immer über ihn und die beiden Säcke rübersteigen musste, wenn ich zum Gießen gegangen bin. Ich bin in diesem Sommer immer und immer wieder rübergestiegen, es waren zusätzliche Fitnesseinheiten. Als die Pflanzen größer waren, kitzelten diese schön an den Beinen beim Rüberklettern im sommerlichen Röckchen. Ein anderer Nebeneffekt: Mein ehemaliger Nachbar aus der Vorgängerwohung, 70 Jahre alt, der so nett ist und meine Wohnung einschließlich Blumen betreut, wenn wir verreisen, kam über diese Hindernisse nicht drüber. Also goß er nicht in der rechten Ecke des Balkons, die Pflanzen haben es überlebt.

Zurück zum Selbstversuch: Auf den Boden des Topfes und der zwei leeren Erdsäcke, die mit Löchern versehen werden mußten, damit das Gieß- bzw. Regenwasser ablaufen kann, kamen ca. 10 cm Balkonerde. Darauf legte ich jeweils 2 Saatkartoffeln. Diese wurden mit ca. 10 cm Balkonerde bedeckt. Sobald Spitzen der wachsenden Kartoffelpflanze zu sehen waren, bedeckte ich diese wieder mit ca. 10 cm Balkonerde. So immer weiter mit dem Nachschütten der Erde, bis der Topf voll bzw. die Erdsäcke halbvoll waren. Jetzt wuchs das Blattwerk, die Knollen wachsen in die angehäufelte Erde hinein.
Anfang September begann das Blattwerk zu welken. Wenn es ganz verwelkt ist, sind die Kartoffeln ausgewachsen und die Ernte kann beginnen. Wer es nicht aushält und ganz junge Kartoffeln ernten möchte, kann natürlich auch schon eher.

Zur Ernte der Kartoffeln luden wir die Freundin meines Sohnes ein, zusammen ernten ist einfach noch besser. Die Kinder standen mit Löffeln bewaffnet auf dem schmalen Naschbalkon und begannen vorsichtig die Erde rauszuheben. Bald wühlten sie nur noch mit den Händen und ernteten ganz erstaunt einige Haselnüsse. Hatten wir über den Sommer Besuch vom Eichhörnchen, das dort seine Schätze versteckte? Die Kinder waren voller Spannung, weil es dauerte, bis die ersten Kartoffeln gefunden waren. Mein 8jähriger Sohn: „Ist ja voll Baby-Kartoffel“. Seine Freundin: „Die ist ja süß.“ Nach kurzer Zeit: „Ich kann mich nicht mehr bücken. Ich habe keine Lust mehr, hast du noch Lust?“ „Wir haben gerade erst 7 von denen.“ „Willst du aufhören?“ „Da muß doch noch was drin sein.“ Paul gab noch nicht auf. Die Freundin wieder: „Ich kann mich gar nicht mehr bücken. Ich kann nicht mehr einen Schritt nach hinten machen. Ich kann es hier nicht mehr aushalten.“ “ Ich muß ja erst mal noch durch die Bamberger Hörnchen.“ „O.k. Wir haben nur drei Bamberger Hörnchen.“ „Ich kriege einen Krampf hier.“ „Ich gehe noch mal buddeln.“ „Ich gehe Hände waschen.“ Nun beide: „Wir können uns nicht mehr bücken.“ Ihr lest, es war eine sehr lustige Angelegenheit. Die Kinder buddelten, wir Mamas hatten große Freude beim Zuschauen. Die Kinder sahen wunderbar aus, nachdem die Wühlaktion beendet war. Alle strahlten, nur die Hände und Arme der Kinder waren schwarz. Es roch gut nach Erde.

Leider war das diesjährige Resultat des Kartoffelanbaus auf dem Balkon äußerst dürftig, schaut selbst:

Es hat aber großen, großen Spaß gemacht, die Pflanzen über den Sommer wachsen zu sehen. Die Pflanzen wurden immer größer, ich musste meine Beine immer höher heben, wenn ich zum Gießen über die Säcke gestiegen bin, das Blattwerk kitzelte immer mehr. Bemerkenswert: Das Blattwerk vom „Blauen Schweden“ leuchte lila-bläulich, die Adern leuchteten besonders blau, mein Sohn und ich begutachteten es immer wieder mit Freude.

Wir haben unsere Mini-Kartoffeln gewaschen und auf der Zugfahrt in die Ferien gegessen. Mit Schale, gleich so aus der Hand. Mit großem Erstaunen merkten wir beim Abbeißen, dass die Kartoffeln der Sorte „Blauer Schwede“ nicht nur außen lila-blau leuchteten, sondern sogar innen waren sie helllila bis dunkellila. Einfach nur super. Geschmacklich waren unsere Kartoffeln top und ganz zart. Der regionale Lieferer meiner Bio-Kiste schreibt in der Beschreibung: Die Gourmet-Kartoffel Blauer Schwede hat einen stark ausgeprägten, leicht „erdigen“ typischen Kartoffelgeschmack. Lecker war’s und sah top aus mit der blauen Durchfärbung.

Nächstes Jahr probiere ich es wieder. Warum es so wenige und so kleine Kartoffeln waren? Darüber kann man gut spekulieren. Waren die Erdsäcke von der Außenseite her zu dunkel, ist die Erde im Sack zu heiß geworden? Kartoffeln vertragen gut Sonne, aber die Erde darf nicht zu heiß werden. Wäre ein halbschattiger Standort besser? Habe ich zu viel gegossen? War die Erde im Sack zu feucht? Habe ich zu wenige Löcher in den Erdsack gemacht, sodass es den Pflänzchen zu nass war? Wichtig ist, es hat uns viel Spaß gemacht. Das Wachsen der Pflanzen zu beobachten, war schön, die Ernte als Ereignis war toll, das Wühlen und Suchen in der Erde, die Winzlinge haben super geschmeckt. Im nächsten Jahr sammele ich weiter Erfahrungen mit dem Kartoffelanbau auf dem Bio-Balkon. Ich werde nur eine Kartoffel in den Sack bzw. den Topf stecken und darauf achten, dass keine Staunässe entsteht.

Hat jemand von Euch schon Kartoffeln auf dem Balkon angebaut? Über einen Erfahrungsaustausch würde ich mich freuen, danke für Eure Rückmeldungen.

Ich bin die Veranstalterin der Online Bio-Balkon Kongresse – die kostenlos & online im Internet stattfinden. Herzlich Willkommen – Anmeldung unter www.bio-balkon.de.

Brauchst Du noch Tipps für Deinen Balkon? Schau doch mal in meinen Ratgeber beim Gräfe und Unzer Verlag Mein Biotop auf dem Balkon. Naturerlebnis und Ernteglück mitten in der Stadt.

Wenn Dir meine Arbeit gefällt und Du Dir auch grünere, blühende, lebendige, essbare Städte und Gemeinden wünschst, dann kannst Du mich unterstützen, indem Du den Artikel möglichst oft teilst und verbreitest. Danke!

Drucken / PDF / E-Mail

Print Friendly, PDF & Email

Teilen / Senden / Pinnen

Bio-Balkon-Post

Noch nicht dabei?

Gärtnere mit Birgit Schattling’s Bio-Balkon-Bewegung und ernte das ganze Jahr frische Vielfalt. Beim letzten Online Bio-Balkon-Kongress über 30.000 Teilnehmer! 

Der Versand erfolgt im Rahmen der Datenschutzerklärung. Du kannst Dich jederzeit am Ende des Newsletters austragen.

3 Responses

  1. Liebe Birgit,
    danke für Deine tolle Seite. Ich freu mich schon auf den Kongress!!
    Zu den Kartoffeln im Sack gibt es ein tolles Video von einer Gärtnerin, die unterschiedliche Sorten in Säcken getestet hat und ihre Erfahrungen mitteilt:
    https://www.youtube.com/watch?v=l8qwaC6ZoiY&list=PLQUwRhm_02BedzbfN5CVwU2FvtGtYVRSC&index=7

    Nach ihren Experimenten sind die Bamberger Hörnchen als Sackkartoffeln nicht so gut geeignet.

    Ganz liebe Grüsse,
    Maritta

  2. Liebe Birgit,
    Dein Blog und Dein Balkon-Kongress sind einfach wunderbar, wie Balsam für meine Seele! Herzlichen Dank.

    Ich habe gerade letzte Woche die ersten Kartoffeln in meine Säcke gelegt, da ich in der Schweiz lebe, Blaue St. Galler Kartoffeln, auch ich bin sehr gespannt, wie meine erstes Sackkartoffelerfahrung ausfallen wird. Ich wünsche Dir weiterhin so gute Ideen, ich danke vor allem für Deine Grosszügigkeit alles so liebevoll zu teilen.

    Ganz liebe Grüsse, Christine

    1. Liebe Christine, danke für’s Schreiben. Jetzt freue ich mich sehr. Für solche lieben Kommentare teile ich gern. Viel Freude und mehr Erfolg als bei uns mit Euren Kartoffeln. Aber es müssen wirklich nicht immer viele sein. Der Weg ist es. Die Gesichter der Kinder, wenn sie mit den Armen im Sack wühlen und glücklich sind, wenn sie die kleinen Kartoffeln rausholen, das ist das Wichtige. Das vergessen die Kinder und auch ich nie. Wir sagen zur Ernte immer Kartoffelfest. Schon der Name bringt mich immer ins Lächeln und in ein total schönes Gefühl. Liebe Grüsse Birgit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert