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Dr. Antje Arnold

Ein Blick über die Balkonbrüstung: Paradiese brauchen Parasiten und Biodiversität

Die Molekularbiologin und Fachjournalistin Dr. Antje Arnold beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Biodiversität und Artensterben. Vor 12 Jahren baute sie den Bereich Biodiversität innerhalb eines internationalen Großkonzerns auf. Dabei entwickelte sich der Insektenschutz zu ihrem Herzensthema und führte sie zusätzlich zu einem eigenen wilden und insektenfreundlichen Garten, und zu ihrem ersten Buch „Superhummeln“. Frisch erschienen beim Verlag Graefe und Unzer ist „Quickfinder Artenvielfalt im Gartenjahr: Gewusst wann & wie – mit den richtigen Maßnahmen die Tierwelt im Garten ganzjährig fördern“.

Inhalt Bildvortrag:

Antje Arnold berichtet über die aktuellen negativen Entwicklungen bei der Biodiversität und Hoffnungen.

Begrünen wir unsere Balkons naturnah, sind wir selbstwirksam, wir stehen dem schlimmen Artensterben mit seinen Bedrohungen nicht mehr nur mit Angst und Sorge gegenüber. Jeder einzelne Balkon, jedes Fensterbrett ist wichtig. Sie stellt Parasiten vor, die sich bei der naturnahen, etwas „wilderen“ Begrünung (= Renaturierung in die Höhe) einfinden können. Deren Eintreffen ist äußerst positiv zu bewerten, es entwickelt sich ein kleines Ökosystem. Es ist eine positive Bestätigung unseres Wirkens. 

Buch

Mit dem Buch „Superhummeln“ möchte Antje Arnold nicht nur Hobbygärtner zu Hummelgärtnern, sondern uns alle zu Hummel-Lovern machen. Leidenschaftlich agiert sie dabei unter dem Dreiklang: Wissen – Humor – Spenden. Denn Humor verleiht Leichtigkeit und animiert Menschen eher zum Handeln als ein ernster Rahmen. Ihr Honorar aus dem Buchverkauf und ihren Vorträgen fließt direkt in den Naturschutz – vorrangig in den Flächenankauf.

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63 Responses

      1. Tatsächlich, der Name Bienenwolf wird auch als Trivialname für den Gemeinen Bienenkäfer genutzt. Danke, wieder was dazugelernt.

  1. Das Problem ist, dass diejenigen Menschen, die für das Artensterben und für die Vermüllung, chemische Verschmutzung, etc. hauptsächlich verantwortlich sind, sich solche Vorträge nicht anhören!

    Wir versuchen, im kleinen etwas zu verändern, aber das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil die Masse der Menschen, die politisch Verantwortlichen und die Industrie nicht bereit ist, was zu ändern. Das Problem ist die menschliche Gier nach immer mehr Wachstum auf Kosten der Natur.

    Kann Frau Dr. Arnold nicht mal ihren Vortrag vor Kanzler Scholz und Minister Habeck halten? Es wäre schön, wenn diesen Leuten diese Fakten mal präsentiert würden.

    Auch die Kommunen wollen immer nur neue Häuser bauen und alles versiegeln. So auch in meiner Gemeinde. Wenn ich dies kritisiert habe, wurde ich teilweise schon bedroht, Luft aus Autoreifen abgelassen, nächtliches Klingeln an der Tür etc.

    1. Hallo Sabine, ich stimme dir absolut zu. Hier in der Großstadt ist auch ein Rückgang an grünen Flächen zu beobachten: Versiegelung von Vorgärten und anderen Flächen; für Bäume, die wegen der Trockenheit entfernt werden, gibt es keinen Ersatz, und stark zunehmend ist die Lichtverschmutzung durch immer mehr grelle Beleuchtung. Ja, die Vorträge dieses Kongresses sollten Pflicht werden für die Mitglieder des Bundestags und alle anderen Politiker:innen.

      1. Stimmt! Auch die Lichtverschmutzung ist doch ein Thema, das angegangen werden könnte – hab schon vor 10 Jahren auf Arte dazu einen umfassenden Bericht gesehen…. aber Köln ist eh in puncto Ökologie ein absolutes Schlusslicht, vorletztes Jahr wurden zB. völlig unnötigerweise im Park kleine Weißdornbäume gefällt und alle Holunderbüsche hier in meinem Umfeld wurden – ebenfalls unnötigerweise gefällt. Hin und wieder ein Lichtblick, zB. eine wilde Wiese … oder eine Verkehrsinsel
        aber dass man die hochgewachsenen Sonnenblumen über den Winter nicht hat stehen lassen für die Vögel, zeugt doch davon, dass im Prinzip nichts zu Ende gedacht wird

        1. Hallo Olga, leider nicht nur in Köln, überall in NRW. Wir hatten ja auch eine Initiative an die Landtagsabgeordneten, Mehr Artenvielfalt, Insekten schützen. Das wurde abgelehnt.
          Am späten Abend des 24. November 2021 hat eine Landtagsmehrheit aus CDU und FDP gegen die Stimmen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen die ‚Volksinitiative Artenvielfalt NRW‘ abgelehnt und damit für erledigt erklärt.

          Ich wohne selbst in Nordkirchen. Wir haben einen Schweinemäster vor Ort, wir haben keine Baumschutzsatzung. Die Gemeinde fällt Bäume und baut ohne Ende. Es erfolgt keinerlei Ausgleich für die Natur. Immer mehr Leute versiegeln ihre Gärten, trostloser Schotter, Kunststoffzäune. Alles wird peinlich sauber gehalten mit Laubsaugern, die die Insekten wegsaugen. Wildkräuter – alles Unkraut für diese Leute- wird mit Gasbrennern! weggeflämmt. Ein Gestank und Lärm ohne Ende. Alles sieht peinlich sauber, geleckt und tot aus.
          Ich versuche mit meinem Garten und meiner Terrasse mit wilden Kübeln ein Gegenzeichen zu setzen. Allerdings bin ich hier von einigen schlimmen Nachbarn umgeben, die mich teilweise mobben. Ganz schlimm!

          Nur Verbote von oben, von der EU würden helfen. Deutschland ist ein umwelt- und naturfeindliches Land. Die Leute selber, jedenfalls hier bei mir in der Nachbarschaft, sind nicht bereit, von selbst mehr zu begrünen und es wilder zu lassen.

          Ich verstehe auch nicht, wie man so sein kann. Dabei sind sie unruhig ohne Ende, hämmern und wuseln, aber nicht für die Natur, merken gar nicht, dass sie unruhig sind, weil sie keine Natur zulassen wollen.

          1. danke, Sabine – wir hatten hier in Köln im Rat der Stadt Köln mit den Grünen und auch den Linken mit unserer Beschwerde, alle alten Bäume vor den Kirchen abzusägen, Erfolg.
            Es gibt ja auch einen Beschwerdeausschuss im Rat.
            Im Landtag hatten die Grünen und die SPD ja auch ein Jägergesetz erfolgreich durchgesetzt während mit dem Wechsel CDU/FDP dieses wieder gekippt wurde.
            Eine Baumschutzsatzung gab es, gibt es irgendwie nicht mehr. Hier kann eigentlich einen Baum, der ihn gerade im Hinterhof oder im Biergarten stört problemlos gefällt werden und auch Bewilligungen werden gegeben.
            Also, wenn ich an Baden Baden denke: Obwohl rundherum der Wald ist, werden dennoch Auffürstungen betrieben.
            Ich frage mich jeden Tag – auf der einen Seite Klimaerwärmung und Nachhaltigkeit als Postulat – und auf der anderen Seite scheinen Bäume unbedeutend zu sein. Sträucher auch.
            Es ist zum 😭.
            Übrigens sind hier in der Innenstadt endlich nach 100 Jahren die Brunnen am Aachener Weiher wieder instand gesetzt worden, nachdem der Bürgermeister mein Interview in der Tageszeitung gelesen hatte. Es ist immer sinnvoll Verbündete zu haben oder zu gewinnen. Ich hätte das nicht gedacht. Genau so wie die Grüne Jugend seinerzeit für unsere Ratssitzung 2.000 Unterschriften für die Bäume gesammelt hatten. Schlag doch mal der Zeitung zum Thema Wilde Balkone und Artenvielfalt etwas vor. Was deine Beweggründe sind zB. LG

          2. liebe Sabine,
            ich wünsche dir Kraft und Freude an deinem Wildgrün;
            selbst bei mir hier in Ostfriesland ist es schlimm: mir haben sie sogar die Blütenstände von Karde und Mariendistel weggeklaut und die Disteln vorm Haus plattgefahren,…. damit sie nicht in ihre „Geröllwüsten“ aussamen…
            Aber gegen die Massentierhaltung, wo mir gerade wieder hundeelend vom Gülleausbringen ist, wird nichts gesagt… Hauptsache die Billigwurst liegt abends auf´m Grill; gegen den Gestank gibt es ja „Duft- und Lufterfrischer“…

            Freuen wir uns über die Community hier…ich bin soooo dankbar, dass Birgit uns etwas derart Kostbares bietet !!
            alles Liebe

        2. Liebe Olga

          danke für Dein liebes Feedback!

          Auch Dank an Susanne, finde ich nett, direkt kann ich Susanne leider nicht antworten

    2. ich frag mich auch…. hab Jahrzehntelang die Grünen gewählt und jetzt sind sie in der Regierung, aber die dringendsten ökologischen Probleme – Plastik, Versiegelung, Bebauung, Fällung, überhaupt Ökologie, sind nicht mehr wichtig und Landwirtschaftsgifte gibt es immer noch ….

      1. Leider haben die Gemeinden eine sehr hohe Macht bei bestimmten Entscheidungen. So auch bei den Bebauungen. In meiner Nachbargemeinde beispielsweise hat der Gemeinderat vor kurzem beschlossen, wertvolle Flächen eines noch existierenden Moorkörpers in einen Sportpark umzuwandeln (die Entscheidung wurde noch schnell durchgedrückt, bevor die aktualisierte Moorkartierung veröffentlicht wurde) und das in Zeiten, in denen so viel über Moorrenaturerierung auch im Kontext Klimawandel gesprochen wird. Unfassbar.
        Hier müssten schnell die Entscheidungswege geändert werden.

        1. Es sind nicht nur die Gemeinden. Bei uns im Südharz hat sich im letzten Jahr ein Verein gegründet mit „Natur“ in seinem Namen. Das Ausbringen invasiver Arten bzw. ungeeigneter Arten in Form einer Blühwiese konnte ich noch verhindern, aber es geht in dem Stil munter weiter.

  2. Vielen Dank für diesen wichtigen Beitrag! Auch wenn es schwere Kost ist bestärkt es mich doch auf jeden Fall weiterzumachen, auch wenn es mal mit einer Pflanze nicht klappt. Ich sehe leichte behutsame Anzeichen, dass unsere Art des Gärtnerns sich doch langsam auf den Mainstream zubewegt – kürzlich riesengroße Webeplakate von einer Baumarktkette gesehen, die aufs naturnahe Gärtnern aufmerksam macht, oder dafür wirbt, die Brennessel nicht nur als Unkraut zu sehen. Oder die Mainstream-Gartenzeitschrift, die eine aktuelle Ausgabe zum „Gärtnern mit der Natur“ macht… oder der Gartenpodcast, der eine Ausgabe den insektenfreundlichen Frühblühern widmet…. wir müssen positiv bleiben.

  3. Krasser Input mit wichtiger, steiler Kurve am Anfang! Hilft, unser Handeln in das große Ganze einzusortieren!
    Oft schwanke ich zwischen Verzweiflung über den Niedergang des Ganzen und den kleinen Dingen, was ich einzelner Mensch Gutes initiieren kann. Leider bleibt mein Blick immer leichter an den Problemen hängen…
    Danke für den Samen der Hoffnung, dass so ein kleiner Balkon, der die Renaturierung nachahmt, einen Beitrag leistet 🙂
    Wir bleiben dran, oder? 🙂

    1. Auf alle Fälle! Wir müssen unseren Blick auf’s Positive richten, obwohl mir das auch manchmal mehr als schwer fällt. Aber alles andere ist keine Option.

  4. Kommt es vor, dass eine Mauerbieneart agressiv eine andere vertreibt?
    Wir hatten bis gestern sehr viele rote gehörnte Mauerbienen. Seit heute sind plötzlich hpts schwarze Bienen unterwegs. Diese warten oft am Eingang und überfallen die roten Bienen, wenn sie aus dem Niströhrchen kommen.

    1. Nur eine Idee von mir: Könnte es sein, dass die „schwarzen Bienen“ die abgeflogenen Männchen sind. D. h., sie verlieren ihre Haare durch das viele Rein- und Rauskriechen in die Niströhren auf der Suche nach Weibchen. Die Haare schaben sich ab, sie wirken dann dunkel und glänzend. Man könnte sie für eine andere Art halten, so war das auch schon bei Werner David mal beschrieben. Die Weibchen, die einige Zeit später als die Männchen schlüpfen sind noch behaart und plüschig und größer als die Männchen. Wenn die Weibchen schlüpfen, fallen die Männchen quasi über sie her, weil jeder der erste sein will und bei der Paarung zum Zug kommen möchte. Da gibt es auch oft drei Männchen „gestapelt“ auf einem Weibchen.

      1. Danke für den Tipp, aber so sah das für mich nicht aus.
        Diese rötlichen Mauerbienchen wohnen schon über 10 Jahre bei uns und bei der Paarung sitzen oft mehrere Männchen aufeinander, auf einem einzigen Weibchen, genauso wie du es beschreibst. Das war heute nicht der Fall. Diese schwarzen sind sehr schnell und viel herumeschwirrt und hatten einen ganz anderen Flugstil als die roten Bienchen, die sich eher so „hummelig“ bewegen.
        Jetzt sind die schwarzen schlagartig weg. Und von den üblichen pollensammelnden Weibchen sind nur mehr wenige übrig.
        Wass immer da los war, ich hoffe, das Gelichgewicht kann wieder hergestellt werden

        1. Vielleicht magst du die Frage an Volker Fockenberg, den Wildbienenspezialisten, der heute auch im Interview zu hören ist, weitergeben. Das würde mich jetzt auch sehr interessieren, welche Insekten das waren. Spannend.

          1. Danke, mach ich.
            Leider ist mir kein gutes Foto gelungen , das würde alles vereinffachen

    2. Es könnte sein, dass das die wartenden Männchen sind, die vor der Brutröhre auf
      die schlüpfenden Weibchen warten um sie zu begatten
      Ulrike Windsperger

  5. Danke für den – teils wissenschaftlichen – Vortrag. Ich habe viel neues erfahren und somit mein Wissen und Verständnis vertiefen können.

  6. so toll, so lehrreich
    es macht riesig Spaß zuzuhören, wenn sich Wissen mit Herzensbildung vereinen…
    DANKE; es ist ein Geschenk, das ich sehr sehr genossen habe…
    und den Anthrax anthrax werde ich wohl demnächst genauestens suchen 😉

  7. Über diesen Beitrag mit der ökologischen Hintergrundinformation im Teil 1 habe ich mich ganz besonders gefreut! Das Foto von der Donau-Schlinge ist sehr eindringlich! Und ja, die Idee der Renaturierung der Stadt auf den eigenen Quadratmetern ist auch das, was ich den Balkonbesitzern immer ans Herz legen möchte. Deswegen plädiere ich auch immer für Wildblumen und nicht für Gemüse auf dem Balkon. Wie die Statistik von der Referentin gezeigt hat (Folie etwa bei Sekunde 30), nutzt der Mensch für die Erzeugung von Nahrungsmittel von die Hälfte der Fläche Deutschlands und verdrängt dort Pflanzen und Tiere aus der Landschaft. Viele andere Quadratkilometer nutzen wir mit Siedlungen und Straßen. Den eigenen Balkon deshalb zu „naturieren“ (im engeren Sinne ist es ja keine Re-Naturierung, da ist ja vorher nur nackter Beton), also der Natur zu schenken, finde ich deshalb eine schöne Idee.

    1. Liebe Katharina, Du hast eh den schönsten Balkon weit und breit… 🙂 Du bist wirklich ein Vorbild für alle, die einen Balkon ihr eigen nennen.

      Eigentlich stimme ich Dir ja zu, dass die Anpflanzung von Wildstauden auf dem Balkon wichtiger ist, als die Produktion von Gemüse… alleine schon aus dem Gedanken heraus, dass sich die heimischen Wildstauden vom Balkon (oder Garten) aus durch Samenverbreitung wieder „draußen“ etablieren können. Aber mittlerweile ist auch das Anpflanzen von Gemüse und Kräutern bedeutend für unseren ökologischen Fußabdruck geworden… Jede Heidelbeere, die man selber erntet, wird nicht in Peru in der Wüste angebaut, jede Tomate aus dem eigenen Topf kommt nicht aus Spanien (moderne Sklaverei, Übernutzung von Wasser, Versiegeln und Vernichten von wertvollem Boden).

      Manche Pflanzen lassen sich ja doppelt nutzen, Kräuter kann man essen, aber auch für Insekten blühen lassen etc. Wahrscheinlich brauchen wir in Zukunft eine bunte Mischung auf unseren Balkons und Terrassen aus heimischen Wildstauden, kleinen Obstbäumen, Kräutern und Gemüse. Wie Birgit das immer so schön beschreibt, müssen wir jeden Winkel ausnutzen und auch Fensterbretter, Wände und Fallrohre begrünen.

      1. Danke für das Kompliment 🙂 Ich glaube aber nicht, dass ich den schönsten Balkon habe. Ich stelle auf der Website ja auch andere Balkone und Dachterrassen von engagierten Naturbalkongärtnerinnen und -gärtnern vor und auch auf Instagram verfolge ich engagierte Projekte, die sind alle sehr schön, jeder für sich anders schön.
        Zum Thema Wildblumen versus Gemüse bereite ich gerade ein Interview mit einem Biologen vor, den ich dazu befragen möchte. Er forscht zu Biodiversität in städtischen Lebensräumen. Da bin ich selbst schon gespannt darauf. *** Und ich finde es wirklich wahnsinnig toll, dass Birgit diesen Online Bio-Balkon Kongress veranstaltet. So viele tolle Referenten, Informationen, Tipps, praktische Anleitungen! Wenn dann am Ende nicht alle Fallrohre der Teilnehmer begrünt sind, würde mich das wundern 🙂

        1. Ich bin der Meinung, dass Gemüse auf dem Balkon unbedingt dazu gehört, vor allen Dingen bei Leuten, die Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft kaufen, weil sie es sich nicht anders leisten können oder wollen. Die Ackerflächen sind tote Flächen für Wildpflanzen und die meisten Tiere. Auch die biologisch bewirtschafteten Flächen sind nur graduell besser, da sie ja wirtschaftlich existieren müssen. Mit unserem Geld finanzieren wir das ja alles mit. Auf den Balkonen und in den Gärten können wir durch ein Miteinander von Wildpflanzen und Gemüse ganz anders vorgehen. In einem Garten bzw. einer kleinen Fläche kann man meines Erachtens auch produktiver Gemüse herstellen als auf großen Äckern. Es wird als Totschlagargument immer wieder behauptet, dass der ökologische Landbau zu viel Fläche verbraucht, um flächendeckend eingeführt werden zu können. Dem müssen wir etwas entgegensetzen. Ich will sogar so weit gehen: Der beste Insektenschutz überhaupt ist die Vermeidung des Kaufes von Produkten aus der konventionellen Landwirtschaft.

          1. Ich stimme Dir voll und ganz zu, was die Auswirkungen der subventionierten konventionellen Landwirtschaft auf die Biodiversität betrifft. Die Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft gehen ja auch noch über die bewirtschafteten Flächen hinaus (Stichwort Gewässer oder Luft). Ich selbst kaufe alle meine Lebensmittel im Bioladen. Insofern stimme Dir voll zu: Jede Balkontomate ohne Pestizide (und ohne torfhaltiges Substrat) ist besser für Mensch und Umwelt als eine Tomate mit Pestiziden. Zu Kleingärten mit einer Mischung aus Freiflächen, Gehölzen, Gemüseanbau und Blumen habe ich mal eine Studie aus England gelesen. Die Artenvielfalt an Insekten ist dort wohl wegen des Strukturreichtums sehr groß. Inwieweit man das auf Balkone übertragen kann, weiß ich nicht. Auch habe ich keine Informationen zur Produktivität zum Gemüseanbau auf Balkonen verglichen mit dem Feldanbau. Hast du da Literatur? Da interessiert mich alles, was mit Balkonen und Kleinstflächen zu tun hat. Mir persönlich geht es aber gar nicht um einen Vergleich von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft, sondern um eine Sensibilisierung für das, was Frau Dr. Arnold auf der Folie gezeigt hat, um die Nutzung der Fläche durch den Menschen und die Gestaltung der Landschaft durch den Menschen. Jeder Quadratmeter in Deutschland wird irgendwie vom Menschen genutzt, Natur wird dort zurückgedrängt. Und dass man sich auf dem Balkon dafür entscheiden kann „selbstwirksam“ zu werden und die eigene private Fläche der vom Menschen zurückgedrängten Natur zurückzugeben. Dafür hat Frau Dr. Arnold ja geworben. Wenn das nur ein einzelner Balkon ist, ist das dann wahrscheinlich nur von symbolischem Wert. Aber, sie rechnet das ja auch vor, wenn alle Balkone mit ökologisch wertvollen Pflanzen bepflanzt sein würden, wäre die Fläche wahrscheinlich schon ökologisch wirksam. Es geht bei meinem Anliegen mehr um Bewusstseinsbildung. Aber natürlich kann und soll jeder auf seinem Balkon das pflanzen und anbauen, was er oder sie möchte und woran er oder sie mehr Freude hat.

          2. Ich habe mit Absicht Dr. Jürgen Herler wieder mit reingenommen, der als Biologe und Produzent der Vertikalbeete über Gemüseblüten gesprochen hat. Diejenigen, die Gemüse und Küchenkräuter anbauen, Obstgehölze, Wildobst auf ihrem Balkon haben, so wie ich, können die großen Aktivitäten an diesen Blüten bestätigen. Nicht nur reine Wildpflanzen-Balkons fördern die Biodiversität.

            Auch beim Selbstversorgungsthema geht auf Balkons viel mehr, als sich jeder vorstellen kann. Beim nächsten Bio-Balkon-Kongress geht es nur um Selbstversorgung. Aber auch wieder um Wildpflanzen, zum Essen, weil sie Bestäuber anlocken, bessere Früchte hervorbringen. Ich mag keine Schubladen, es geht beides: Naturerlebnis und Ernteglück. Ich weiß genau, wovon ich spreche, dafür stehen meine Balkons und Fensterbretter. Es geht auch hier nicht um Quantität, sondern um Qualität. Wir können Salate und Kräuter mit wesentlich höherer Vitalstoffdichte erzeugen. Dazu Früchte, Gemüse, Salate, die wir nie zu kaufen bekommen, nicht mal im Bio-Supermarkt.

            Ich mag das Buch von Dr. Jürgen Herler empfehlen: Hände in die Erde!: Vertical Gardening – Für grüne, essbare Städte der Zukunft
            von Jürgen Herler

      1. Antwort an Katharina Heuberger:

        nein, Literatur habe ich in der Richtung nicht. Es ist sicherlich auch abhängig von der Tragfähigkeit der Balkone. Für Gemüseanbau auf dem Balkon braucht man schon ein gewisses Erdvolumen. Allerdings zeigen ja schon die hier in einem Vortrag gezeigten Vertikalbeete das doch eine ganze Menge möglich ist. Ich habe erst seit letztem Jahr einen Balkon und habe dort etwas experimentiert. Ursprünglich komme ich aus der Selbstversorgung mit größerem Garten. In den letzten Jahren habe ich mich auch intensiver mit dem ökologischen Landbau bzw. mit der konventionellen Landwirtschaft beschäftigt. Aus dem Grund setze ich mich auch so für den eigenen Anbau ein. Ich gebe dir auch recht damit, dass die Umweltbildung extrem wichtig ist. Weder auf den Balkonen noch in den Gärten werden wir allerdings die Welt retten. Aber mittlerweile zählt jedes Fleckchen Erde, das wir der Natur zurückgeben oder natürlicher bewirtschaften können. Ein intelligent bewirtschafteter Gemüse(balkon)garten kann durchaus zur Artenvielfalt beitragen. Wir müssen aber noch mehr Leute davon überzeugen und das ist leider nicht so einfach. Deswegen ist die Arbeit von Birgit Schattling und den Rednern hier auf dem Kongress so wertvoll.

          1. Ja, unbedingt!!!! Sie hat eine unnachahmlich bescheidene und freundliche Art und zudem ein breit gefächertes Wissen! Damit kann sie viele Menschen begeistern.

          2. Das ist jetzt nett, aber völlig übertrieben. Es ist mir ein Herzensbedürfnis und ich weiß inzwischen viel, denke nicht in Schubladen, bin nicht dogmatisch, zeige nur Möglichkeiten und Chancen auf.

  8. Das ist ja ein Ding. Jetzt habe ich gerade festgestellt, dass ich mir den „Quickfinder Artenvielfalt im Gartenjahr“ vor 2 Wochen schon angeschafft habe und habe nun noch hier die Gelegenheit, die Autorin zu hören. Vielen Dank dafür.
    Das Buch kann ich übrigens nur empfehlen, so viele Praxistipps für Balkon und Garten zusammengefasst, das hilft beachtlich. Ich nehme ihn immer wieder in die Hand, um zu sehen, was ich tun und manchmal auch einfach sein lassen sollte, um Artenvielfalt eine Heimat zu geben.

  9. Vielen Dank für den sehr interessanten Vortrag und die wirklich angenehme Vortragsweise!

    Auch die Verweise auf die psychische Gesundheit durch die positive Erfahrung der „Selbstwirksamkeit“ fand ich sehr wichtig. @Birgit, vielleicht könnte man darüber im nächsten Kongress auch einen Vortrag reinnehmen?

    1. vielen lieben Dank! An manchen Unis, die Umweltstudiengänge anbieten, gibt es bereits psychologische Unterstützung. Die tägliche Konfrontation mit der Realität ist einfach sehr belastend.

    2. Liebe Luzi, ich habe es gelesen und schaue nach einem Interviewpartner. Mich hat das auch sehr angesprochen. Liebe Grüße Birgit

  10. Wunderbar, danke für diesen spannenden Vortrag! Der erste Teil ist schmerzhaft, das war auch bei deinem Vortrag im vergangenen Jahr so. Diese harten Fakten zur Biodiversität auf unserem Planeten kennt ja in dieser Form kaum jemand. Und dann leitest du ganz sanft zum positiven Teil über, sprichst von der Renaturierung der Städte und weist auf die Möglichkeiten hin, die wir sogar auf den kleinsten Balkonen haben, dagegen anzugehen, dass nicht alles den Bach runter geht. Chapeau! Ich hoffe sehr, du bist auch beim nächsten Kongress wieder dabei! LG aus Leipzig, Janet

  11. Liebe Antje,
    ich habe ja auch keinen Balkon, aber du hast einen total spannenden und anschaulichen Vortrag für alle Gärten*innen gehalten. Besonders die Überleitung von der eigentlich erforderlichen Renaturierung der Flüsse, zu den Balkonbesitzern finde ich super. Bevor man ein Haus gebaut hat, gab es ja nicht mal Beton, sondern Natur. Würden jetzt alle Balkons eines Hochhauses begrünt werden und vielleicht noch das Dach und die Fassade, könnte man sogar mehr Biodiversität schaffen, als vorher da war.
    Auch Parasiten sind ein Thema, was viele Menschen mit Insektenhotels noch gar nicht so wissen. Je größer das Insektenhotel, um so mehr Parasiten finden sich auch ein. Dein neues Buch wird vermutlich die Woche vom Verlag als Rezensionsexemplar kommen. Freue mich schon drauf und vielleicht bist du ja bald wieder bei uns im campus botanicus.
    Liebe Grüße, Sigrun

    1. Liebe Sigrun,
      super, dass selbst dich als ziemlicher Profi in allen Gartenbelangen der Vortrag angesprochen hat :-). Es stimmt schon was Birgit immer sagt: Auch wenn Themen sich überschneiden, jede/r Referent/in bringt andere Facetten und neue Blickwinkel.
      Bin gespannt, was du zum Buch sagst. Und Kritik bitte jederzeit sehr gerne!
      LG Antje

  12. Vielen Dank für diesen wunderbaren Vortrag – als Imkerin freue ich mich auch über die spannende Lebensweise der Varroamilbe & deren inzestöse Vermehrung … Honig ist nicht alles, die Natur ist aufregend!
    Freundlicher Hinweis zur Rechtschreibung – anfangs taucht 2x „Paradies“ (fehlerhaft nur mit ‚i‘) auf … kann passieren!

    Wer keinen eigenen Garten oder Balkon hat, kann sich in so vielen Initiativen zum urbanen Gärtnern einbringen …

    1. Liebe Gisela,

      wie schön, dass du als Imkerin den „mehr als“ Honig-Blick hast! Alle anderen verpassen meiner Meinung nach soo viel!
      Und klar, Paradies mit ie, das hört man ja sogar :-|, danke für den Hinweis.

      LG Antje

  13. Dieser Vortrag spricht mir aus dem Herzen !
    7 Jahre 2016-2022 habe ich den Naturbalkon Hortus Balkonien aufgebaut und ökologische Zusammenhänge , Verhaltensstudien sowie vieles neues gelernt.
    Seid 2019 gibt es den Hortus Balkonien 2 , den ich bei einem Freund angelegt habe der keine Ahnung von Pflanzen und Tieren hatte. Jetzt so glücklich über seine Vögle vor allem Stieglitze und Wildbienen und Schmetterlinge incl Raupen auf dem Balkon ist! Dokumentationen gibt es auch dort genügend. Auch Ernteglück hilft ökologische Zusamenhänge zu verstehen. Ich sehe meine Arbeit als Pionierhilfe, jemand langsam an einen Naturbalkon heranzuführen.
    Gelbe Zuchini, Himbeeren, Erdbeeren , Gurken und Tomaten auf eigenem Balkon können auch für Erwachsene die nie selber Ernten konnten etwas besonderes sein.

    Tierarten wurden von Fachleuten bestimmt und es wäre sicher eine Bereicherung wenn mehr Balkongärtner wissenschaftliche Begleitung finden würden.

    Erlangen war 1990 Bundeshauptstadt für Natur- und Umweltschutz. Das merkt man deutlich im Westen wo ich mein Balkon hatte lebten wir wie in einem Biosphärenreservat oder einem Naturschutzpark mit so vielfältigen Lebensräumen. Unser Hochhaus war mit Naturgarten der in 40 Jahren entstanden ist mit einer wertvollen Wildblumenwiese ein Insekten und Vogle magnet. Feldhasen hatten wir auch im Garten. 15 Jahre brüteten Rothkehlchen, Hausrotschwanz, Sperlinge und Amseln auf verschiedenen Balkonen berichteten mir Nachbarn. Bei mir schaute sich auch eine Sperberdame nach Nistplatz um. Ein grosser 50 Jahre alter Weidenkorb mit Ästen hat ihr wohl gefallen. Es gibt noch viel zu erleben.

    Jetzt verschwindet alles so schnell hier. CO2 neutral darf nie Biodiversität negativ bedeuten.
    Gerne teile ich meine Beobachtungen und Dokumentationen für Wissenschaftliche Auswertungen . Es ist im kleinen alles zu beobachten wie im grossen. Ein Süd Balkon mit 50 Grad im Sommer kann ohne Wasser zur Wüste werden. Ein ganzjahres Giessverbot 2019 hatte schlimme Auswirkungen auf Insekten und Insektenfresserpopulationen in unserem Garten. Ebenso konnte man die falsche Pflege ( Aufsitzmäher Aktion der seltenen Wildblumenwiese ab März alle 4 Wochen) der Hausmeister am sofortigen Besuch der Starfamilien auf dem Balkon dokumentieren.

    Es gab viel schönes aber auch viel schlimmes das man auf dem Balkon viel näher ( auf Augenhöhe) erlebt als in einem Garten.

    Das neue Buch freue ich mich bald zu lesen. Sollte interesse bestehen kann man vielleicht auch Studenten der FAU Erlangen für eine Auswertung der positiven Wirkungen von begrünten Naturbalkonen gewinnen.

    Herzliches Dankeschön für ihre Wertschätzung von Balkongärtnern
    und schöne Grüsse aus Franken
    Anette

  14. Vielen Dank für den interessanten Vortrag und herzlichen Dank für die netten Kommentare.
    Ich wünsche allen Teilnehmern hier alles Gute, wilde Balkone und frohes Gelingen nach dem Motto fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.

    Ich hoffe, das dies noch jemand liest.

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