Der Hortus Aquis ist ein 15 m² großer Dachgarten mit süd-westlicher Ausrichtung im 3. Stock über den Dächern von Aachen.
Seit 2011 haben sich auf der nach dem Hortus-Prinzip von Markus Gastl gestalteten Dachterrasse in ca. 60 Gefäßen vielfältige feste Gemeinschaften aus Frühblühern, Bäumen, Sträuchern und Wildstauden gebildet. Zusätzlich pflanze ich jedes Jahr Gemüse an und säe bienenfreundliche Wildblumenwiesen.
An Biotopelementen gibt es ein Futterhaus und Nistkästen für Vögel, verschiedene Nisthilfen für Bienen, eine Hummelkiste, eine Totholz-Pyramide, ein Stein-Mäuerchen, ein Mager- und ein Sumpfbeet sowie einen Teich.
Die Entwicklung unserer Dachterrasse zum Naturgarten brauchte seine Zeit, doch mit den richtigen Pflanzen lassen sich ganz leicht unterschiedliche Insekten und Kleintiere anlocken. Erstaunliche Tierbeobachtungen sind mitten in der Stadt aus nächster Nähe möglich. Das berührt mein Herz.
In den ersten Jahren war unsere Dachterrasse ein klassischer „Wohlfühl-Balkon“ für Menschen. Die Blumen stammten aus dem Gartencenter, Grill und Hängematte sowie Deko hatten ihren festen Platz. Schon zu dieser Zeit gab es jedoch auch Gehölze, wie die Hängekätzchen-Weide (rechts) und die von der ganzen Familie geliebte Topf-Himbeere (links), welche in größeren Kübeln wuchsen. Später wurden die Blumen abgelöst durch Pflanzen, die wir essen konnten. Vorgezogene Salate hielten Einzug in Balkonkästen, ich säte Radieschen und pflanzte einen mediterranen Kräuter-Kübel mit Zwerg-Salbei, Orangen-Thymian, hängendem Rosmarin und einer Zistrose für leckeren Tee.
Mit dem Anpflanzen von Essbarem war eine neue Leidenschaft geweckt. Es faszinierte mich ungemein zu entdecken, welche Gemüsepflanzen auf unserer Dachterrasse wachsen konnten. Ich schaffte 40x40er Kübel an und orientierte mich am „Square-Foot-Gardening“, wo ich Informationen zu Pflanzabständen, passenden Partnern sowie der Kulturdauer der einzelnen Gemüsearten fand. Besonders für unsere beiden Söhne war die Ernte jedes Mal ein besonderes Erlebnis. Ich lernte viel über die Ansprüche der unterschiedlichen Pflanzen an Standort und Nährstoffe. Doch diese Art des Gärtnerns erforderte einen großen Arbeitseinsatz und war, durch den ständigen Austausch der Erde, nicht Ressourcen schonend, was mich immer stärker zum Nachdenken brachte.
Nachdem ich ein Video von Markus Gastl über sein Hortus-Prinzip gesehen hatte, orientierte ich mich an seinem Modell. Zeitgleich entdeckte ich den Bio-Balkon Kongress von Birgit, bei dessen Experten-Interviews ich viele wichtige Informationen sammeln konnte. Nun wandelte sich unsere Dachterrasse in nur zwei Jahren zum Naturgarten. Meine Einstellung hat sich seitdem komplett geändert. Ich gärtnere inzwischen mit der Natur und auch für sie, benutzte keine torfhaltige Erde mehr und verwende keinen synthetischen Dünger. Der Arbeitsaufwand hat sich im Verhältnis zur Anzahl der Pflanzgefäße sehr verringert und über das gesamte Jahr hinweg gibt es Blüten für die Insekten. Wir ernten nach wie vor Obst, Gemüse sowie Kräuter und erfreuen uns an vielen Tieren, welche die Pflanzen besuchen. Es ist eine entspannte Art des Gärtnerns, die nicht nur der Natur, sondern auch mir sehr entgegenkommt – und die ich nicht mehr missen möchte.
Im Sommer 2020 wurde unser Dachgarten im Hortus-Netzwerk eingetragen. Als Namen wählte ich „Hortus Aquis“ aus, was mit „Heilquellen-Garten“ übersetzt werden kann. Dies erschien mir passend, denn unsere Dachterrasse befindet sich nahe der Aachener Heilquellen, sie besitzt eine eigene kleine „Quelle“ (Teich mit Wasserspeier) und soll zudem eine Quelle des Heils für Mensch und Tier sein.
Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Hortus-Gärten ist die Form des Dachgartens. Sie bringt aufgrund des geringen Platzangebots einen fließenden Übergang der drei Zonen des Hortus-Modells mit sich. Im Folgenden möchte ich euch vorstellen, wie ich die „Hot-Spot-Zone“, die „Pufferzone“ und die „Ertragszone“ im Hortus Aquis gestaltet habe.
Die Hot-Spot-Zone
Die Hot-Spot-Zone ist auf Vielfalt ausgerichtet und beinhaltet die höchste Anzahl an Blüten und Insekten. Ich habe sie durch einheimische Wildstauden für magere Bereiche sowie Wildblumenwiesen in Balkonkästen umgesetzt. Diese sind an der Balkonbrüstung angebracht, um sie für die Tiere sichtbar zu machen. Für die Pflanzen ist dies ebenfalls günstig, denn Wildstauden für magere Standorte sind erstaunlich trockenheitsresistent und kommen mit der, in diesem Bereich, oftmals hohen Sonneneinstrahlung gut zurecht. Zudem habe ich mich für kleinere Arten bis ca. 40 cm entschieden, um dem Wind keine große Angriffsfläche zu bieten.
Eine Wildblumenwiese im Balkonkasten anzulegen, ist eine einfache Möglichkeit, ein Element aus der Hot-Spot-Zone zu verwirklichen. Ich verwende gern die von Dr. Paul Westrich entwickelte „Mischung 12“ von Syringa, welche auch spezialisierte Wildbienen unterstützt. Möchte man direkt mehrere Kästen einrichten, so kann man versetzt säen und damit die Blühdauer verlängern (z.B. ab Anfang März im Abstand von ca. drei Wochen). In meinen Kästen sorge ich für einen guten Abfluss durch mehrere Löcher und bedecke diese mit Tonscherben und einem Vlies gegen das Ausschwemmen des Substrats. Eine Drainageschicht arbeite ich nicht ein, wodurch den Wurzeln mehr Raum zur Verfügung steht. Die Erdmischung kann man selbst herstellen, doch ich verwende nach unterschiedlichen Versuchen torffreie Bio-Erde und habe mit diesem einfachen Weg gute Erfahrungen gemacht. Um das Aufbringen zu erleichtern, mischt man die Samen mit Sand. Sie werden nur leicht angedrückt und anschließend bis zur Keimung feucht gehalten. Auf diese Weise entsteht eine farbenfrohe Wildblumenwiese, die wenig weitere Pflege benötigt. Lässt man die Blüten zur Samenreife kommen, so tut man auch den Vögeln einen Gefallen und kann im Herbst, mit etwas Glück, die farbenfrohen Stieglitze begrüßen.
In letzter Zeit sind besonders die Wildbienen in mein Blickfeld gerückt. Bei meiner Suche nach einheimischen Wildstauden, die ein möglichst durchgängiges und abwechslungsreiches Blühangebot schaffen, stieß ich im Netz auf den Begriff „Trachtfließband“. Er stammt aus der Imkerei und bezieht sich auf Honigbienen, wobei jedoch auch Wildbienen sowie andere Insekten davon profitieren. Der Name für mein Projekt „Hortus Aquis – Trachtfließband Dachterrasse“ war geboren. Auf unserer Dachterrasse gibt es nun verschiedene Blumenkästen, in denen, je nach Platzbedarf, bis zu acht Wildstauden wachsen. Für jeden Monat von Februar bis August habe ich jeweils eine Staude mit möglichst langer Blühdauer ausgewählt und dadurch ein „Trachtfließband im Kleinen“ geschaffen.
Durch die Vielfalt an Wildstauden angelockt, besuchten die unterschiedlichsten Insekten unsere Dachterrasse. Um auch die spezialisierten Wildbienen zu unterstützen, erweiterte ich das Angebot um entsprechende Pflanzen. Eine große Hilfe können dabei Pflanzpakete der Wildstauden-Gärtnereien sein, wo sehr nützliche Hinweise bezüglich der Bedürfnisse der Pflanzen an Standort und Substrat zu finden sind. Gerade zu Beginn sollte man sich aber nicht zu viele Gedanken machen und einfach loslegen, denn einheimische Wildstauden sind immer eine gute Wahl für unsere Insekten.
Die Pufferzone
Die Pufferzone grenzt den Garten nach außen ab. Auf unserer Dachterrasse besteht sie vorwiegend aus Obstbäumen und Sträuchern, aber auch aus Gemüsepflanzen, jeweils mit verschiedenen Unterpflanzungen. Bei der Kombination bin ich mittlerweile sehr experimentierfreudig geworden. Obstgehölze wachsen in festen Gemeinschaften zusammen mit Wildstauden, Gemüse und Frühblühern. Die Pflanzen unterstützen sich gegenseitig und ihr fröhliches Miteinander ist eine Einladung für die Tiere.
An der hinteren Fensterfront stehen die Pflanzen geschützt vor kalten Temperaturen sowie Wind und schirmen die Wohnung im Sommer vor Hitze ab. Auf dem Foto sind zu sehen (von links nach rechts): Weinrebe (wichtig: hohes Pflanzgefäß), Brombeere, Königskerze, Mirabelle, Sonnenblume, Lauch, Jakobsleiter, Käsepflanze, Nesselblättrige Glockenblume, Faulbaum, Baumspinat. In diesem Bereich fühlen sich auch empfindlichere Rank-Pflanzen wohl und bilden eine grüne Wand, durch die ich unbemerkt die Vögel beobachten kann. An meinem Mirabellen-Säulenbaum reiften im letzten Jahr sechzig Früchte, welche zu zwei Gläsern leckerer Marmelade für das Sonntags-Frühstück verarbeitet wurden.
Unsere Dachterrasse ist ein Extremstandort und dadurch, besonders an der Brüstungsseite, Wind und Sonneneinstrahlung sehr stark ausgesetzt. Dort wachsen Gehölze, die mit diesen Bedingungen gut zurechtkommen. Das Substrat in den Kübeln versorge ich regelmäßig mit Kompost, Schafwoll-Pellets und Oscorna zur Bodenverbesserung, was häufiges Umpflanzen unnötig macht. Auf dem Foto sind zu sehen (von links nach rechts): Weinberg-Pfirsich, Hängekätzchen-Weide, Johannisbeer-Stämmchen und Aprikosen-Säulenbaum.
Der Weinberg-Pfirsich ist sehr schnittverträglich und im Gegensatz zum herkömmlichen Pfirsich, weniger anfällig für die Kräuselkrankheit. Die Hängekätzchen-Weide wächst seit unserem Einzug auf der Dachterrasse und ist eine wichtige Pflanze für frühfliegende Insekten. Sehr hitzetolerant ist auch das weiße Johannisbeer-Stämmchen, es beschert uns seit Jahren eine zuverlässige Ernte. Als Pflanzenpartner empfiehlt sich Wermut, den man z.B. gegen Blattläuse nutzen könnte, was im Hortus Aquis nicht mehr nötig ist. Nützlinge, wie Marienkäfer und Florfliegen, erledigen diesen Job. Das Aprikosen-Bäumchen wurde in Säulenform erzogen, seine wunderschönen Blüten sind bei Mauerbienen sehr beliebt. Dies macht seine Empfindlichkeit gegen Spätfrost wieder wett, durch welchen in manchen Jahren keine Aprikosen reifen. Weiterhin wachsen auf unserer Dachterrasse die Zwerg-Walnuss ‚Dwarf Karlik‘, die Schlehe ‚Mops‘, eine Felsenbirne, ein Zwerg-Birnbaum sowie drei verschiedene Apfelbäumchen. Besonders gern mag ich den Zierapfel ‚Evereste‘. Er sieht das ganze Jahr über hübsch aus, erfreut mit seinen Blüten die Insekten und seine kleinen Äpfelchen sind bei den Vögeln sehr beliebt.
In den wenigen freien Kübeln probiere ich gern neue Pflanzengemeinschaften aus. An der sonnigen Brüstungsseite stand im letzten Jahr ein Kübel mit einem runden Rankturm als Kletterhilfe für die Physalis. Sie stammte aus dem Vorjahr und überwinterte nach einem Rückschnitt, in Vlies eingepackt, unter dem Dachvorsprung. Kurz vor den Eisheiligen wurden eine Ananaskirsche und ein Strauchbasilikum im vorderen Bereich dazu gesetzt sowie Kapuzinerkresse an den Seiten gesät. Mein Plan war eine bessere Befruchtung der Blüten durch zwei Pflanzen der gleichen Art und er ist sehr gut aufgegangen. Oftmals lohnt es sich, die eigenen Pflanzideen einfach auszuprobieren und zu schauen, was passiert.
Auf unserer Dachterrasse sind nahezu alle Pflanzgefäße mit Zwiebeln von Frühblühern bestückt. Dies ist eine großartige Möglichkeit, den Platz in den Gefäßen noch besser zu nutzen. Die hübschen Frühlingsboten stellen eine wichtige Nektarquelle für frühfliegende Insekten dar und machen anschließend den Platz frei für das Wachstum der übrigen Pflanzen. Sind sie verblüht, entferne ich die Blüten und belasse die Blätter an den Pflanzen, bis sie vollständig vertrocknet sind. Im Herbst werden die Gefäße mit Kompost gedüngt. Wenn sich im Frühjahr die ersten grünen Spitzen zeigen, verwende ich Flüssigdünger für Tomaten, um die Blütenbildung zu unterstützen. Nicht alle Frühblüher überwintern in Kübeln zuverlässig, bei mir kommen Krokusse, Traubenhyazinthen und Zwerg-Narzissen aber jedes Jahr wieder. Auch mit Blausternchen, Schneeglanz, Kegelblumen, Märzenbechern und Zwerg-Iris habe ich in größeren Gefäßen, die nicht komplett durchfrieren, gute Erfahrungen gemacht.
Aus dem großen Sortiment von Zwiebeln für den Sommer mag ich besonders den Kopflauch, der für die spezialisierte Lauch-Maskenbiene wichtig ist. Im letzten Herbst habe ich alle Wildstauden-Kästen an der Brüstung mit fast hundert Kopflauch-Zwiebeln bestückt.
Für die Insekten, aber besonders, wenn man sie in Gefäßen mit Gemüse oder Kräutern integrieren möchte, sollte man auf Bio-Qualität der Zwiebeln achten.
Die Ertragszone
Die Ertragszone dient dem Anbau von gesunder Nahrung und soll nachhaltig bewirtschaftet werden. Im Hortus Aquis wächst Gemüse in Kübeln und Balkonkästen an vielen Stellen. Nach Möglichkeit achte ich auf Pflanzengemeinschaften mit passenden Partnern, die sich gegenseitig unterstützen und wähle Sorten mit kleinen Früchten, die früh ausreifen. Praktisch finde ich die Unterpflanzung mit Wildstauden oder Kräutern, die eine natürliche Mulch-Schicht bilden und die Erde schützen. Auf diese Weise entfällt das herkömmliche Mulchen, welches durch die windexponierte Lage unserer Dachterrasse nicht gut funktioniert. Besonders für mein Gemüse möchte ich auf meine Tröpfchen-Bewässerung mit Tonkegeln und einem Hochtank nicht mehr verzichten. Sie sorgt für eine sehr gleichmäßige Bewässerung, die sich positiv auf die Ernte auswirkt. Zudem macht sie mich wesentlich flexibler beim Gießen an heißen Sommertagen und vereinfacht auch die Urlaubsvertretung. Mit den verschiedenen Gemüsepflanzen lässt sich gut in die Höhe gärtnern. Viele Früchte werden reif und erfreuen das Gärtnerherz, wenn die meisten Wildstauden bereits verblüht sind.
Tomaten sind ein Fruchtgemüse, das im Hortus Aquis in keinem Jahr fehlen darf. Ich probiere gern neue Sorten aus, habe aber besondere Lieblinge, die sich aufgrund ihrer Größe und Robustheit gut für den Anbau am Balkon eignen.
Der Klassiker für den Balkonkasten ist für mich die kompakte Cocktailtomate ‚Tumbling Tom‚. Es gibt die Sorten ‚Red‘, ‚Yellow‘ und ‚Tiger‘. Am sonnigen Standort an der Brüstung lassen sie sich gut in die übrige Bepflanzung integrieren. Auf dem Bild sieht man drei Pflanzen, kombiniert mit Gewürztagetes und Katzenminze. Für einen größeren Wurzelraum bedanken sich Tomaten mit einem höheren Ertrag. Deshalb hatte ich in einer spontanen Aktion das Erdvolumen durch das Aufsetzen eines weiteren Kastens ohne Boden verdoppelt. Da die Sorten samenfest sind, kann man aus den Früchten die Samen für das nächste Jahr entnehmen und seine Pflanzen immer wieder selbst ziehen.
Eine besondere Tomatensorte ist die Buschtomate ‚Fuzzi Wuzzi‚. Sie hat kuschelige Blätter und auch auf den Früchten befindet sich ein leichter Flaum. Diese sind golden panaschiert und die Sorte überzeugt durch einen hohen Ertrag. Bei mir wuchs sie in einem Topf mit 24 cm Durchmesser. Da Tomaten Starkzehrer sind, sollte man auf eine gute Düngung achten. In den ersten Jahren düngte ich meine Pflanzen wöchentlich mit flüssigem Bio-Tomatendünger. Inzwischen mache ich es mir einfacher und mische Schafwoll-Pellets als Startdüngung unter das Substrat. Diese geben ihre Nährstoffe über einen langen Zeitraum ab, was ein Nachdüngen in der Regel überflüssig macht.
Hat man mehr Platz zur Verfügung, so sind Cherrytomaten eine gute Wahl. Auch hier lohnt es sich, auf alte Sorten zurückzugreifen und seine Pflanzen selbst zu ziehen. Im Vergleich habe ich z.B. mit der alten Sorte ‚Prune Noire‚ (links im Bild) wesentliche besserer Erfahrungen gemacht, was die Resistenz gegen Braunfäule betrifft, als mit der ertragreichen, aber nicht samenfesten Hybrid-Sorte ‚Sungold‚ (rechts im Bild). Cherrytomaten können dreitriebig erzogen werden, um eine größere Ernte zu erzielen. Möchte man dies erreichen, sollte man sie regelmäßig ausgeizen, d. h. neue Seitentriebe entfernen. Zur Befestigung der Pflanzen habe ich halbrunde Rankspaliere für mich entdeckt. Das sieht hübsch aus und ist wesentlich standfester als einzelne Stäbe, die sich in Kübeln nur sehr schwer anbringen lassen. In meinen 20-Liter-Gefäßen unterpflanze ich Tomaten gern mit Rucola. Diese Partner sind nicht nur im Topf sondern auch auf dem Teller eine gute Kombination.
Die Gurke ist die Diva auf unserer Dachterrasse. Sie mag nicht so gerne Wind, sie mag nicht so gerne Hitze und reagiert auf trockene Luft mit Mehltau. Doch nach einigen Standortwechseln habe ich den passenden Platz für sie gefunden: geschützt im hinteren Bereich an meinem Rankbogen. Dieser wird von einer Seite durch die Passionsblume begrünt, auf der anderen Seite ist in Zukunft ein Platz für die Gurke, gemeinsam mit Frühblühern, Bronzefenchel und Johanniskraut, reserviert. Veredelte Snackgurken haben eine glatte Schale und bringen einen guten Ertrag. Doch im kommenden Jahr möchte ich zur Abwechslung Einlegegurken ausprobieren und auch die lustig gelbe Zitronengurke steht noch auf dem Programm.
Auch Paprika ist sehr lohnenswert für den Anbau am Balkon. In einem Topf mit 24 cm Durchmesser wuchs im letzten Jahr an einer sonnigen Stelle der Spitzpaprika ‚Sweet Banana‚, dessen Farbverlauf bei der Reifung ich beeindruckend finde. Das halbrunde Rankspalier wurde zusätzlich von der lila Passionsblume Passiflora incarnata begrünt, ihre Blätter lassen sich für Tee verwenden. Als Bodendecker habe ich Oregano dazu gepflanzt. Er bildet auch im Halbschatten zuverlässig Blüten für Insekten. Um allen drei Pflanzen gute Bedingungen zu bieten, ist das Gefäß im Verhältnis sehr klein. Dies gleiche ich mit besonders liebevoller Pflege aus und dünge zusätzlich zu den Schafwoll-Pellets regelmäßig mit Bio-Flüssigdünger für Gemüse. Die Tröpfchen-Bewässerung sorgt für ausreichende Wasserversorgung.
Da Paprika-Pflanzen, im Gegensatz zu Tomaten, eine höhere Luftfeuchtigkeit bevorzugen, wählte ich für den historischen Paprika ‚Roter Augsburger‚ einen Standort hinter meinem Mini-Teich. Obwohl dieser Platz im Schatten liegt, bildete die Pflanze viele Früchte. Auch wenn für ein Gemüse nicht die optimalen Bedingungen vorhanden sind, so ist es immer spannend auszuprobieren, ob der Anbau nicht trotzdem gelingt. Als Bodendecker wuchs im gleichen Gefäß Mauer-Zimbelkraut. Es hat hübsche Blüten und seine Vitamin C reichen Blätter können ähnlich wie Kresse verwendet werden. Auch das Zimbelkraut ist geeignet für den Schatten und mag nährstoffreiche Böden, daher kann ich die Kombination dieser beiden Pflanzen sehr empfehlen.
Wenn man gern grünen Smoothie trinkt oder seinen Salat aufpeppen möchte, lohnt sich der Anbau von Wildsalat. Bei mir wuchs eine Mischung gemeinsam mit dem farbenfrohen Mangold ‚Bright Lights‚ in einem Korb. Ich benutzte auch in diesem Gefäß Schafwoll-Pellets, die nicht in das gesamte Substrat eingearbeitet werden müssen, sondern an einer Stelle als Nährstoff-Reservoir für den Mangold mit in die Erde gegeben werden können. Auf diese Weise ließen sich die gesamte Saison über einzelne Blätter ernten. Sorgt man zudem für etwas Winterschutz, so sind Mangold sowie die mehrjährigen Sorten des Wildsalats winterhart.
Minze ist eine dankbare Topfpflanze für eher schattige Bereiche. Ich mag die Geschmacks-Vielfalt der verschiedenen Sorten besonders für Tee. Da Minze selbstunverträglich ist, sollte sie regelmäßig mit neuem Substrat versorgt werden. Dies ist in einer festen Pflanzgemeinschaft nicht gut zu gewährleisten, daher habe ich einen Pflanzkorb zur Hälfte mit nährstoffreicher Erde gefüllt und die Töpfe mit den verschiedenen Sorten hineingestellt. So wachsen die Wurzeln in den Töpfen nicht ineinander und die Pflanzen können problemlos umgetopft werden. Wenn man die Minze ausblühen lässt, kann man sich an hübschen Blüten in unterschiedlichen Farben erfreuen, die eine wichtige Nahrungsquelle für spätfliegende Insekten darstellen. Im Winter sollte der Korb vor Frost geschützt aufgestellt und ab und zu gegossen werden.
Eine Besonderheit unserer Dachterrasse sind die schrägen Wände an den beiden Seiten. Die linke Wand wird durch die Brombeere ‚Thornless Evergreen‘ begrünt. Sie trägt an den Ruten des Vorjahres und besitzt keine Dornen. Dafür hat sie dekorative Blätter, die sich im Herbst wunderschön färben und die man getrocknet als Tee zubereiten kann. Abgeerntete Ruten schneide ich ab und befestige sie einzeln und senkrecht an unterschiedlichen Stellen als Nistmöglichkeit für die Bewohner markhaltiger Stängel. Neue Ruten lasse ich aus dem Kübel in der hinteren Ecke zunächst nach oben wachsen und führe sie dann, am Dach entlang, schräg nach unten. Die Ruten können bei guter Düngung bis zu fünf Meter lang werden.
Auf der gegenüberliegenden Seite wuchs im letzten Jahr der Minikürbis ‚Baby Boo‚. Auch diese Pflanze wuchs am schrägen Dach entlang, befestigt an einer Wäscheleine. Kürbisgewächse sind bei nicht optimalen Standortbedingungen anfällig für Mehltau. Auf unserer Dachterrasse sind die Pflanzen gesünder, seit ich den arbeitsintensiven Holzboden entsorgt habe, der den Pilzen (und übrigens auch den Schnecken) beste Überlebensbedingungen bot. Inzwischen entscheide ich mich bei Kürbisgewächsen nur noch für Sorten mit kleinen Früchten, die eine gute Chance haben auszureifen, bevor der Mehltau gegen Ende der Saison zum Problem werden kann. Da Kürbisse zu den Starkzehrern zählen, pflanze ich sie in einem eigenen Gefäß in Substrat mit einem hohen Kompostanteil und achte auch während der Saison auf gute Nährstoffversorgung. In diesem Jahr werde ich die Sorte ‚Miss Sophie‘ ausprobieren.
Eine Pflanze, die ebenfalls hoch hinaus möchte und mit jedem sonnigen und möglichst warmen Standort zufrieden ist, ist die ‚Mexikanische Minigurke‚. Sie zählt zu den Kürbissen und ist geschmacklich vielleicht nicht jedermanns Sache. Ich zupfe mir gern die ganz jungen Gürkchen ab. Nährstoffe lagert die Pflanze über den Sommer in verdickten Wurzeln (Rhizomen) ein. Diese lassen sich ausgraben und auf die gleiche Weise wie Dahlienknollen überwintern und im Haus vorziehen. Die Pflanzen werden nach draußen gesetzt, sobald kein Frost mehr droht. So hat man einen deutlichen Wachstumsvorsprung gegenüber neu gekauften oder aus Kernen selbst gezogenen Pflanzen und erzielt eine höhere Ernte.
Obwohl die ‚Mexikanische Minigurke‘ nicht heimisch ist, sind ihre Blüten bei Wildbienen und Hummeln beliebt. Im letzten Jahr beobachtete ich einen „Wanzen-Kindergarten“ auf den Blättern meiner Pflanze. Erst, nachdem die Tiere geschlüpft waren, konnte ich erkennen, um welche Insekten es sich handelte. Solche Beobachtungen finde ich extrem spannend und obwohl Wanzen in Privatgärten teilweise zu den Schädlingen gezählt werden, braucht man sich darüber keine Gedanken zu machen. Wählt man für seinen Balkon eine Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen aus, so kann im Laufe der Zeit ein kleines Ökosystem entstehen. Darin hat jedes Tier seine Daseinsberechtigung und richtet keinen großen Schaden an, da auch Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen angelockt werden.
Erstmalig wuchs in der letzten Saison die dankbare Käsepflanze ‚La Mo Long‚ auf unserer Dachterrasse. Kulinarisch hat sie mich mit ihrem Camembert-Geschmack überrascht. Sie begrünte ein Rankspalier an der hinteren Fensterfront des Hortus Aquis, war sehr wuchsfreudig, bildete aber aufgrund des halbschattigen Standorts keine Blüten. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Vietnam und ist nicht winterfest, dafür war sie die Kinderstube für einen interessanten Nützling: die Florfliege. Dieses Insekt legt auf kleinen Stielen seine Eier ab, aus denen anschließend die Larven schlüpfen. Sie ernähren sich von Blattläusen, Thripsen, Spinnmilben, Woll- und Schmierläusen, bevor sie sich nach drei Larvenstadien in einen weißen, kugeligen Kokon einspinnen. Daraus schlüpft später das erwachsene, dämmerungsaktive Insekt, welches sich hauptsächlich von Pollen und Nektar ernährt. Meine Florfliege fotografierte ich am frühen Morgen, über ein paar Töpfe hinweg. Erst beim Ansehen der Fotos fielen mir die Larvenhülle sowie der verlassene Kokon auf dem Bild auf. Auf unserer Dachterrasse sind wir, im Gegensatz zum Garten, viel näher an diesen kleinen Wundern des Lebens, die mich immer wieder erstaunen.
Naturmodule und Nistkästen
Einen weiteren Bestandteil des Hortus-Gartens bilden sogenannte Naturmodule, die auch auf Balkon und Terrasse im Kleinformat umgesetzt werden können. Im Hortus Aquis gibt es ein Stein-Mäuerchen, eine Totholz-Pyramide, ein Sumpfbeet, ein Sandarium sowie einen Teich. Diese Strukturen bilden in sich kleine Biotope, die den Tieren Mini-Lebensräume und Jagdreviere sowie Möglichkeiten zum Unterschlupf und zur Überwinterung bieten. Ergänzt werden die Naturmodule durch Nisthilfen für Wildbienen und Vögel. Weiterhin gibt es ein Futterhaus, in welchem ich den Vögeln das gesamte Jahr über Futter anbiete.
Auf einem Extremstandort, wie unserer Dachterrasse, werden diese künstlich eingerichteten Naturmodule natürlich unterschiedlich gut angenommen. Keinen Erfolg hatte ich bisher mit dem Sandarium, der Nischenbrüter-Nisthilfe für Vögel und der Zaunkönig-Kugel. Für den Balkon kann ich, aufgrund meiner Erfahrungen, eine sauber gearbeitete Nisthilfe aus Bambus-Röhrchen für Mauerbienen und eine Nisthilfe für Meisen sehr empfehlen.
Das Stein-Mäuerchen entstand eher zufällig, weil ich nach einer Pflanzmöglichkeit für meine Hauswurze suchte. Eingerichtet habe ich es in einem nicht mehr benötigten Regal-Einschub. Die Hauswurze wurden mit torffreier Blumenerde in Nylon-Söckchen gepflanzt und zwischen den Steinen arrangiert. Das Substrat wird aus den Söckchen nicht ausgeschwemmt, die Feuchtigkeit jedoch gut gehalten. Auch Bitterwurz kann verwendet werden, so erreicht man eine längere Blütezeit für die Insekten.
Ebenso zweckentfremdet habe ich eine Rank-Gerüst für Pflanzen. Zunächst wurde das Gerüst mit Kabelbindern auf einem umgedrehten Untersetzer befestigt und anschließend von den Kindern im Wald mit Ästen, Moos und Zapfen befüllt. So entstand aus einer Rank-Pyramide schnell und unkompliziert eine Totholz-Pyramide, die von einer Hornisse regelmäßig besucht wurde, um Material für den Nestbau zu holen.
Eine wirkliche Bereicherung ist mein Mini-Teich. Er war das erste Naturmodul im Hortus Aquis und wurde zu Beginn in unserer Baby-Badewanne eingerichtet. Aufgrund der begrenzten Traglast von Balkonen, sollte die Größe jedoch gut geplant werden. Zudem entsteht ein regelmäßiger Arbeitsaufwand, weil Algen entfernt werden müssen. Durch einen Standort im Halbschatten, Schwimmpflanzen auf der Wasseroberfläche und unter Wasser sowie der Bewegung durch den Solar-Wasserspeier, kann ich das Wachstum der Algen in meinem Teich im Rahmen halten. Die Pflanzengemeinschaft besteht seit Jahren aus Blutweiderich, Englischer Wasserminze, Gemeinem Schwimmfarn (nicht winterhart), Lanzenblättrigem Froschlöffel, und Hornblatt. Neu hinzu kam im letzten Jahr die Seekanne. Viele Pflanzen lassen sich auch in einem Sumpfkübel halten, was wesentlich weniger Pflegeaufwand erfordert. Der Teich wird als Trinkstelle von Insekten und Vögeln gerne genutzt. Davor habe ich für die Vögel eine flache Wasserschale zum Baden aufgestellt.
Im Hintergrund sieht man die Hummelkiste, deren Anschaffung man sich gut überlegen sollte. Die meisten Hummel-Arten nisten im Boden und finden die Höhenlage auf dem Balkon vermutlich nicht sehr attraktiv. Bestehende Nester werden oft durch Wachsmotten zerstört, weshalb eine Wachsmotten-Klappe Sinn macht. Meine Kiste war in den letzten zwei Jahren nicht bewohnt. Ich leiste mir den Luxus trotzdem weiterhin, hoffe auf neugierige Baumhummeln und nutze den Platz zusätzlich als Futterstelle für die Vögel.
Nisthilfen für Wildbienen gibt es in verschiedenen Ausführungen im Hortus Aquis. Ich habe sie geschützt unter dem Dachvorsprung aufgestellt, wo sie im Frühling von den Mauerbienen gut angenommen werden. Die später fliegenden Wildbienen besiedeln die Nisthilfen nicht so gerne, obwohl ich sie inzwischen an weiteren Stellen gut sichtbar angebracht habe. Vermutlich befinden sich in unserer Umgebung natürliche Nistplätze, die von den Insekten bevorzugt werden. Regelmäßig kann ich aber unterschiedliche Wildbienen-Arten an den Blüten meiner Pflanzen beobachten, wie z.B. die Platterbsen-Mörtelbiene oder die Goldsaum-Kegelbiene, die eine Kuckucksbiene ist und ihre Eier in die Nester der Platterbsen-Mörtelbiene legt.
Eine tolle Entdeckung konnte ich im vergangenen Winter in unserem Wildbienen Schaukasten machen: Dort waren nicht nur Mauerbienen, sondern auch eine Jungkönigin der „Gemeinen Wespe“ zum Überwintern eingezogen. Ein wirklich spannendes Erlebnis. Besonders für Kinder ist eine Nisthilfe mit aufklappbarem Deckel sehr empfehlenswert. (Bezug z.B. über Naturschutzcenter.de)
In der Schattenecke, neben der Markise, hängt ein Nistkasten für Vögel aus Holzbeton, der den Blaumeisen zur Aufzucht ihrer Jungen dient. In einem Jahr haben sogar zwei Pärchen hintereinander dort gebrütet. Es ist eine besondere Freude, so nah dabei zu sein, wenn die Eltern das Nest bauen, die Jungen das erste Mal zart piepen und schließlich ausfliegen. Als es im vorletzten Jahr so heiß war, versteckte sich ein Jungvogel zwei Tage lang auf der Dachterrasse und ließ sich von seinen Eltern füttern. Auch im Anschluss kehren die Vögel immer wieder zurück und man kann die Jungen bei ihren ersten Flugversuchen und später beim Fressen im Futterhaus beobachten. Um die Eltern schon beim Nestbau zu unterstützen, habe ich ihnen Moos und Kapok (Naturfasern aus der Hummelkiste) breitgestellt. Sie haben es sofort entdeckt und das Nistmaterial abtransportiert.
Jetzt im Januar, während ich hier schreibe, hat bereits ein Blaumeisen-Pärchen den Nistkasten inspiziert und wird ihn nun für sich beanspruchen. Das Dachterrassen-Jahr 2022 geht nahtlos in das Jahr 2023 über. Ich freue mich sehr darauf und bin gespannt, welche Erlebnisse es mir bescheren wird.
Bei allen, die meinen Beitrag bis hierhin gelesen haben, möchte ich mich bedanken. Es würde mich freuen, wenn meine Erfahrungen für euch hilfreich sind. Gerne könnt ihr auf meinem Blog weiterlesen oder mich bei Fragen kontaktieren. Lieben Dank an Birgit, dass ich unseren Dachgarten Hortus Aquis hier vorstellen durfte.
Text und Fotos: Andrea Jaschik
Kontakt: hortus-aquis@gmx.de
Internet-Präsenzen:
- Blog: Hortus Aquis
- Instagram: Hortus Aquis
- Facebook: Andrea Jaschik
- Youtube: Hortus Aquis
19 Antworten
sehr beeindruckend !!.. und lehrreich !!!!
DANKE dafür und ein wunderschönes „Hortus-Jahr“
Dankeschön, sehr gern. Auch dir viel Spaß beim Gärtnern!
So viel Vielfalt, so schön gestaltet auf kleiner Fläche. Spornt zum Nachahmen an.
Vielen Dank, das freut mich sehr. Es gibt so viele Möglichkeiten, auch für kleine Flächen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt um loszulegen!
Dankeschön, ein wunderbarer Überblick über die Möglichkeiten auf einem Balkon. Ich habe einen relativ großen Balkon mit außenrum großen eingelassenen Kübeln. Bis jetzt wachsen schon viele Kräuter, Früchte und Gemüse dort, ist aber noch ausbaufähig. Falls ich hier wohnen bleibe, melde ich mich nochmal mit speziellen Fragen.
Liebe Grüße
Gabriele
Lieben Dank. Das hört sich nach tollen Voraussetzungen an – und nach großer Ernte. Melde dich gerne, wenn du Fragen hast. Einen guten Start in dein Balkonjahr!
Danke, liebe Andrea, das war so schön, ich konnte nicht aufhören zu lesen. Deinen Hortus „kannte“ ich schon aus einem Beitrag vor Jahren in einem Kongress von Birgit. Er ist wunderschön.Ich sass hier mit Zettel, weil ich einige Pflanzen noch genauer prüfen will, ob sie auf meinem Dachgarten sich niederlassen möchten.Mein Garten hier oben ist jetzt 30 Jahre alt , 60qm gross und braucht an einigen Stellen Erneuerung.Die Brombeere interessiert mich, Bei mir steht am Eingang in die Wohnung Wein, den ich aus einem Reiss gezogen hatte, kleinere blaue süsse Trauben mit Kern, sehr lecker. Aber die eine Seite trug nun schon mehr kaum in den letzten beiden Jahren, dort könnte ja auch eine Brombeere ranken. Mein Problem ist, wie die inzwischen durchgewurzelten Kübel mit frischer Erde versorgen. Für die Stammrosen hatte ich letztes Jahr Terra Preta und Kompost von der gleichen Firma entdeckt, das kann ich nur empfehlen, sie sahen wieder frisch aus und blühten reich. Das selbe Problem habe ich mit aus Samen gezogenen Ulmen, die grosse Bäume geworden sind, wegen der Windanfälligkeit hier oben zwar angebunden,besser: vertäut sind, aber zusätzlich geschnitten werden mussten.Da ist auch nur mehr Wurzelwerk in den riesigen Kübeln.
Ich hör mal auf von meinem Garten zu reden, weil das vielleicht nicht enden könnte..
Für Dein liebevolles Erzählen und die Anregungen, die für mich dabei ankamen,danke.
Ich hatte zwar gestern schon sortenfeste Gemüsesamen gekauft, aber jetzt hab ich wirklich Lust auf Planen und Vorziehen und und und und Vorfreude. Danke nochmal.
Liebe Grüsse
Ingrid
Liebe Ingrid,
das ist ja wirklich beeindruckend. 30 Jahre? Erzähle ruhig, wir lernen doch immer gegenseitig voneinander. Terra Preta habe ich noch nicht verwendet, aber schon viel Gutes darüber gehört. So hat jeder sein eigenes Rezept, das ist doch sehr spannend. Wenn man seine Pflanzen selbst gezogen hat und sie einen schon so lange begleiten, hat man eine ganz besondere Beziehung zu ihnen aufgebaut, das kenne ich. Dein Dachgarten ist bestimmt ein sehr schöner Ort. Ich kann mich mit meinen 15 qm ja wirklich nicht beschweren, aber 60 qm sind schon ein Traum. Da kannst du vermutlich noch die ein oder andere Samentüte kaufen. Ich wünsche dir viel Freude beim Ausprobieren!
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea,
da hast Du ein wundervolles Reich geschaffen! Sehr liebevoll beschrieben und bebildert. Es sind viele praktische Anregungen, von denen ich einiges für meine Dachterasse mitnehmen werde. Erste konkrete Fragen habe ich auch:
Wie groß sind die Kübel für die Gehölze? Insbesondere für Weide, Johannisbeere und Brombeere? Wie lange hast du die da schon drin?
Liebe Grüße,
Maren
Liebe Maren,
herzlichen Dank für deine netten Worte. Es freut mich, wenn meine Erfahrungen dir weiterhelfen. Die Weide wächst seit zwölf Jahren in einem runden Kübel mit 36 cm Durchmesser. Sie ist sehr genügsam, ich hatte damals aber keine Unterpflanzung dazu gesetzt. In diesem Gefäß gibt es einige Krokusse, die leider seit ein paar Jahren nicht mehr blühen, da der Wurzelraum inzwischen zu begrenzt ist. Trotzdem haben sich Hornklee und Natternkopf selbst ausgesät, das finde ich verblüffend. Die Johannisbeere wächst seit 2018 in einem 40 x 40er Kübel. Wenn du ein Stämmchen neu pflanzen möchtest, reicht diese Größe. Ich habe außerdem Wermut, Frühlingsfingerkraut und einige Frühblüher dazu gesetzt. Die Brombeere habe ich nun im dritten Jahr. Sie war ein Spontankauf, weil ich ihre Blätter so toll fand. Eigentlich hatte ich keinen Platz mehr frei, deshalb setzte ich sie für ein Jahr in einen Balkonkasten. Mit einem 40 x 40er Gefäß machst du nichts verkehrt. Grundsätzlich ist das Gärtnern in größeren Kübeln immer die bessere Wahl. Besonders, wenn dein Balkon sehr sonnig ist und du viel gießen musst. Ich hatte meine Gefäße ursprünglich für Gemüse angeschafft. Für Gehölze würde ich größere Kübel wählen.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea,
Vielen Dank für Deine wertvollen Erfahrungen. Ich bin jetzt angefixt und am Planen 😉 Meine Dachterrasse ist auch ca. 15qm, aber nach Westen gerichtet und mit einer 2,5m hohen Wand nach Süden zum Nachbarn. Die ca. 105cm hohe Brüstung ist auch gemauert. Also eher halbschattig/schattig. Die sonnigsten Plätze sind längst vergeben…nun versuche ich zu optimieren. Als Sichtschutz stehen 2 riesige Büsche seit 15 Jahren in den vorderen Ecken, eine Kolkwitzie und eine Weigelie in Töpfen mit 65 und 70cm Durchmesser. Die nehmen einiges an Platz weg, aber ich bringe es nicht fertig, mich von ihnen zu trennen.
Für die Brüstung suche ich lange eckige Kästen, die breiter sind als hoch. (also 25-30cm breit), damit sie stabil und ohne Verankerung auch Stürmen trotzen. Von den normalen Balkonkästen ist mir schon mal einer bei Sturm in die Tiefe gesegelt. Da hatten wir Glück, dass nichts weiter passiert ist! Also falls da jemand einen Tipp hat, wo man so etwas kaufen kann, wäre ich dankbar.
Liebe Grüße, Maren
großartige Bilder, die Tiere möchte ich gleich knuddeln 🙂
Ich kann auch noch strategischer vorgehen, im letzten Jahr habe ich unbeabsichtigt ein Wespennest gezüchtet, es lagen halt noch Ästchenreste in einer Plastiktüte in einer Ecke, fanden die Wespen toll und haben das Nest gleich in der Tüte gebaut. Wir hatten die ganze Saison eine friedliche Koexistenz 😄
Dankeschön! Oh ja, es ist immer wieder faszinierend, welche unterschiedlichen Tiere sich auf unseren Balkonen einfinden. Sie wissen auch bestimmt, wo sie willkommen sind. Deine Geschichte von den Wespen finde ich super. Toll, dass sie bei dir ein Zuhause finden durften. Mit naturnahen Balkonen können wir uns auf viele spannende Tierbesucher freuen! Und es ist so einfach…
Genial! Danke für den ausführlichen Beitrag, den ich sofort mit ein paar Freundinnen teile werde, die einen Balkon haben.
Ganz herzliche Grüße Sibylle
Genau so ist es gedacht, bitte alle Freundinnen motivieren, damit es bald immer weniger Geranien und immer mehr einheimische Pflanzen auf unseren Balkonen gibt. Sehr gerne, ich danke dir.
Liebe Grüße
Andrea
Liebe Andrea, ganz toller beitrag und exellentes bildmaterial, das lust auf mehr macht!! auch dein vortrag im letztjährigen bio-balkon kongress war so inspirierend und appetitanregend!! grosses kino….
ich habe mir jetzt endlich auch mal 2 bäumchen gekauft: säulenpflaume und felsenbirne.
jetzt frage ich mich, was ich dazupflanzen oder sähen könnte? oder ist das wegen möglicher konkurrenz bei der anpflanzung noch nicht so gut?
herzliche frühlingsgrüsse
sun
Liebe sun,
vielen Dank für das Lob. Bei dir sieht es inzwischen doch auch bestimmt schon aus, wie in einem richtigen Garten, du verfolgst Birgits Kongresse ja schon länger.
Eine (Säulen-)Felsenbirne habe ich ebenfalls. Bei mir wachsen im gleichen Gefäß Muscari und Mini-Narzissen, die sich immer weiter vermehren. Nach den Frühblühern hat dann ein weißer Storchschnabel seinen großen Auftritt. Die Sorte weiß ich leider nicht, ich habe ihn als Ableger bekommen. Es ist immer noch das 40x40er-Gefäß, das klappt, wenn man regelmäßig düngt (aber größere Gefäße sind natürlich viel besser!). Wundere dich nicht, falls die Säulenbirne nicht blüht. Ich habe im ersten Jahr vergeblich auf Blüten gewartet und dachte schon, ich hätte etwas falsch gemacht. Jetzt, im dritten Jahr, belohnt sie mich dafür aber mit wahnsinnig vielen Knospen.
Wenn du ein Bäumchen neu pflanzt, ist das Erdreich noch nicht durchwurzelt. Meiner Meinung nach ist das die beste Zeit, andere Pflanzen dazu zu setzen. Das gilt besonders für Frühblüher. Die setze ich nach Lust und Laune, je mehr desto besser, mit einem Zentimeter Abstand voneinander. Besonders dankbar sind ja Muscari, aber auch Krokusse und Wildtulpen kommen in den großen Gefäßen bei mir jedes Jahr wieder. Bei der Auswahl der Wildstauden achte ich auf die Standortbedingungen. Meine Töpfe stehen fast alle im Halbschatten. Kriechender Günsel, Gundermann, Mauer-Zimbelkraut, Große Sternmiere, sind super. Oder du säst am sonnigen Standort eine einjährige Wildblumenmischung dazu. Auch sehr spannend. Über die Konkurrenz mache ich mir wenig Gedanken. Wenn es zu viele Pflanzen sind, verschwinden die weniger durchsetzungsfähigen. Das reguliert sich selber.
Viel Freude an deinen Bäumchen und eine spannende Balkonsaison
Andrea
…jetzt hab ich noch vergessen: hast du deine gehölze direkt in die „endkübel“ gesetzt oder erst in mittelgroße Töpfe und dann umgepflanzt?
Ich hatte meine Gefäße ja schon aus meiner „Gemüsezeit“. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich direkt die größeren Kübel nehmen. Da kann man schönere Pflanzengemeinschaften verwirklichen, die Pflanzen haben weniger Stress und du dadurch weniger Pflegeaufwand.