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Robuste Bioland-Qualität:

Uta Kietsch

Wild­pflan­zen­ver­meh­re­rin, Blu­men­wie­se

Uta Kietsch pro­du­ziert Wild­sa­men, sie ver­mehrt Wild­blu­men. Das Inter­es­se an Pflan­zen erwach­te in ihrer Jugend, es folg­te eine Gärt­ner-Leh­re in der Baum­schu­le sowie die Aus­bil­dung zur staat­lich geprüf­ten Tech­ni­ke­rin für Pro­duk­ti­ons-Gar­ten­bau in Dres­den-Pill­nitz. Beson­ders die viel­fäl­ti­ge und umfang­rei­che Welt der Stau­den hat es ihr ange­tan. 10 Jah­re war sie als Gärt­ner­meis­te­rin an der Hoch­schu­le Anhalt (FH) in Bern­burg tätig. 2007 wag­te sie den Sprung in die Selbst­stän­dig­kei mit der Wild­sa­men-Insel. Die Betreu­ung ihrer Kul­tu­ren im Ein­klang mit den natür­li­chen Bedin­gun­gen und den Jah­res­ryth­men, das Sam­meln des Saat­gu­tes in der wun­der­schö­nen ucker­mär­ki­schen Land­schaft und der Umgang mit dem Saat­gut berei­ten ihr gro­ße Freu­de.

Inhalt:

Uta Kietsch erzählt, wie die Ver­meh­rung von Wild­blu­men und die Pro­duk­ti­on von Saat­gut erfolgt. Sie stellt uns die ein­zel­nen Schrit­te vor, wie wir uns eine Blu­men­wie­se auf dem Bal­kon anle­gen kön­nen, von der vie­le träu­men. Sie erklärt, wie deren Pfle­ge und Win­ter­schutz erfolgt. Sie spricht dar­über, wie wir Wild­pflan­zen aus Samen zie­hen, ist es doch die Vari­an­te, sich ganz güns­tig einen Wild­pflan­zen­bal­kon zu gestal­ten.  Sie stellt vor, wo wir Saat­gut erwer­ben kön­nen. Wir spre­chen über Baum­schei­ben­be­grü­nun­gen in der Stadt.

P.S. Die schlech­te Ton­qua­li­tät die­ses inhalts­rei­chen Gesprä­ches tut uns leid. Eine Tran­skrip­ti­on zum Nachlesen/Mitlesen ist als Ser­vice auf­ge­nom­men. Der­ar­ti­ge Ver­schrift­li­chun­gen sämt­li­cher 28 Inter­views sind im Kon­gress­hand­buch (als Teil des Kon­gress­pa­ke­tes) zum Nach­le­sen ent­hal­ten. 22 Frau­en aus der Face­book­grup­pe zum Bio-Bal­kon Kon­gress erle­dig­ten die­se Rie­sen­ar­beit. Dan­ke Anna für die Ver­schrift­li­chung, sie quäl­te sich ziem­lich.

Webseite

Herz­lich will­kom­men beim Bio-Bal­kon-Kon­gress, ich begrü­ße heu­te Uta Kietsch. Guten Tag, Frau Kietsch!

Guten Tag!

Die Frau Kietsch pro­du­ziert Wild­sa­men, sie ver­mehrt Wild­blu­men. Und wir spre­chen heu­te über die­ses schö­ne The­ma „Wild­blu­men- oder Wild­pflan­zen-Ver­meh­rung, und wie legt man eine Blu­men­wie­se an“. Ich freue mich, dass Sie dabei sind. Frau Kietsch, wie sind Sie zu Ihrer jet­zi­gen Tätig­keit gekom­men, Saat­gut zu ver­meh­ren?

Ja ich habe vor­her an der Hoch­schu­le in Bern­burg in Anhalt gear­bei­tet, und da hab ich den Ernst Rie­ger ken­nen­ge­lernt, von der Fir­ma Rie­ger-Hof­mann. Das ist die Fir­ma, die sehr bekannt ist in Deutsch­land und über einen sehr gro­ßes Netz­werk von Anbau­ern und Samm­lern von Wild­blu­men ver­fügt, und die Idee fand ich so toll, dass ich bei denen in Urlaub mal Prak­ti­kum gemacht hab und gefragt hab, ja, wie siehts denn aus, braucht ihr noch Anbau­er? Ja, brau­chen wir. Und dar­auf­hin hab ich mich dann auf die Suche bege­ben, hab mir einen Koope­ra­ti­ons­part­ner hier in Bern­burg gesucht und dann hab ich mei­nen Betrieb gegrün­det vor 14 Jah­ren.

Kön­nen Sie uns bit­te erklä­ren, wie die Ver­meh­rung erfolgt, wie sie Ihre Pflan­zen anbau­en und wel­che Tätig­kei­ten damit ver­bun­den sind? Wir kön­nen uns das gar nicht so vor­stel­len. Außer dass es schreck­lich viel Arbeit ist, Samen sind ja immer so klein.

Ja, es ist schon ziem­lich müh­sam, also ist so, dass ich das Aus­gangs­saat­gut für mei­ne Kul­tu­ren sel­ber samm­le hier in der nähe­ren Umge­bung, so drei­ßig, vier­zig Kilo­me­ter im Umkreis, das ist schon mal eine ziem­li­che Her­aus­for­de­rung. Ers­tens muss man die Pflan­zen fin­den; dann muss man sich sicher sein, dass sie nicht aus Ansaa­ten stam­men, wenn man dann aber etwas Erfah­rung hat, dann erkennt man auch, ob das jetzt eine natür­lich ent­stan­de­ne Wie­se ist, oder ob das eine ange­sä­te ist. Und dann ver­meh­ren wir es so, dass wir das Saat­gut erst­mal auf­be­rei­ten und dann in Mul­ti­plat­ten säen, oder je nach­dem, wenn es zum Bei­spiel Kalt­kei­mer, eine hart­scha­li­ge Art ist, wird man die erst in Aus­saatscha­len säen, und danach pikie­ren, also in klei­ne Pöt­te umset­zen. Und wenn die Pflan­zen hoch genug sind, dann kom­men sie aufs Feld, dann wird jede Art für sich aus­ge­pflanzt, mit einer Pflanz­ma­schi­ne, dann gehegt und gepflegt. Meis­tens dann ab dem zwei­ten Jahr wird geern­tet, das ist auch sehr unter­schied­lich, je nach … Soll ich das wei­ter aus­füh­ren?

Ja bit­te – Ja, das ist so ein neu­es Feld für uns.

Ja also, es gibt Arten, die über einen lan­gen Zeit­raum blü­hen und fruch­ten, da kön­nen wir nicht ein­fach ein­mal abschnei­den, da krie­gen wir viel zu wenig Ertrag , da müs­sen wir wirk­lich jeden Tag – Mon­tag bis Sonn­tag wohl­ge­merkt — durch­ge­hen. Es gibt auch Arten, die rich­tig schwer zu erken­nen sind, ob sie über­haupt reif sind. Dann haben wir Arten, wo wir dann eben rela­tiv leicht abrei­ßen, die wir dann mit Schnitt ern­ten, mit einem Schneid-Lader, der schnei­det und ladet, dann wird das Mate­ri­al in die Scheu­ne gebracht, getrock­net, und danach aus­ge­samt. Dann haben wir Arten mit fluf­fi­gen Samen, zum Bei­spiel den Wie­sen-Pip­pau oder den Rau­hen Löwen­zahn, die ern­ten wir ein­fach mit dem Staub­sauger. Da gehen wir wirk­lich mit einem ganz ein­fa­chen Tisch-Staub­sauger durch und sau­gen das ab. Dann haben wir Arten, die wir mit der Sche­re ern­ten, also ganz unter­schied­lich. Und wir haben auch etli­che Arten, die wir auf dem Feld anbau­en. Aber zum Bei­spiel ist das auch schwie­rig bei Ufer­stau­den, bei Wald­stau­den, die kann man nicht wirk­lich auf dem Acker anbau­en. Sol­che Arten sam­meln wir hier in der Umge­bung in natür­li­chen Bestän­den, die wer­den ohne Anbau geern­tet. Also schon sehr viel­fäl­ti­ge Ver­hält­nis­se. Man kann viel falsch machen, man kann vie­le Erfah­run­gen sam­meln, und jeder muss das auch an sei­nem Stand­ort, und man kann sich zwar viel mit sei­nen Kol­le­gen aus­tau­schen, aber letzt­lich muss man die Erfah­rung sel­ber machen, das kann man über­haupt nicht 1:1 von ande­ren so über­neh­men.

Das erscheint mir total span­nend. Kön­nen Sie, damit wir uns das noch bes­ser vor­stel­len kön­nen, sagen, wie­viel Acker Sie bewirt­schaf­ten, was zu Ihnen gehört, und wie­viel Qua­drat­me­ter Sie von mir aus pro Art anbau­en so im Schnitt, nur im Gefühl … und wie vie­le Mit­ar­bei­ter ….

Ja also, wir haben drei Hekt­ar Acker, aber von dem sind nur etwa ein Hekt­ar mit Wild­blu­men bepflanzt, und ich hab vier Mit­ar­bei­ter, drei Voll­zeit­kräf­te. Wir bau­en auf dem Feld etwa fünf­und­zwan­zig bis drei­ßig ver­schie­de­ne Arten an, und etwa genau­so viel sam­meln wir in der Umge­bung. Und dann haben wir natür­lich noch eine Gärt­ne­rei, in der wir Jung­pflan­zen­an­zucht machen ein biss­chen, Arten die schwie­ri­ger sind in der Kul­tur, und ein paar zum Hoch­päp­peln, die man häu­fi­ger auch mal anschau­en muss.

Ganz span­nend find ich, dass Sie noch drau­ßen sam­meln. Das hat eine gro­ße Logik, dass wir jetzt Wald‑, Wild­pflan­zen nicht auf dem Acker anbau­en kön­nen, das …

Man kann schon rela­tiv viel anbau­en, aber alles funk­tio­niert nicht.

Ja … Ja. Und Sie machen Ja Regio-Saat­gut.

Ja …

Kön­nen Sie dazu noch­mal den Hin­ter­grund erläu­tern und ob es wich­tig ist für uns Stadt­bal­kon-Gärt­ner

Ja, also Regio-Saat­gut genau bedeu­tet, dass das Aus­gangs-Saat­gut in defi­nier­ten Her­kunfts-Regio­nen gesam­melt und dann wei­ter­ver­mehrt und auch in die­sen Regio­nen wie­der gehan­delt wird. Damit es nicht so ist, dass eine Glo­cken­blu­me aus Bay­ern dann letzt­lich in Bran­den­burg aus­ge­sät wird. Das hat eben auch den Hin­ter­grund, dass sich die Pflan­zen über Jahr­tau­sen­de an den Stand­ort ange­passt haben und sich gene­tisch auch ziem­lich stark unter­schei­den in der Her­kunft. Des­we­gen ist es auch über­haupt nicht egal, ob das Saat­gut aus Bay­ern nach Bran­den­burg impor­tiert wird. Wir glau­ben, dass es jetzt immer ein Zusam­men­spiel mit Tie­ren auch hat, also dass eine Art, die in Bay­ern zwei Wochen spä­ter aus­treibt, die glei­che Art auch bei uns, und dann der ent­spre­chen­de Fal­ter, oder was auch immer, Rau­pe und so wei­ter, dann gar nicht die Bedin­gun­gen vor­fin­det, die er eigent­lich haben müss­te, dass die Pflan­ze dann viel­leicht noch nicht aus­ge­trie­ben ist, wenn er aber schon da ist und so wei­ter und so fort. Das ist in viel­fäl­ti­gen Stu­di­en nach­ge­wie­sen wor­den, dass es wich­tig ist, dass die Regio­nen berück­sich­tigt wer­den und das Her­kunfts­saat­gut. Zuerst ist das im Forst­be­reich ange­fan­gen wor­den und vor eini­gen Jah­ren eben auch auf die krau­ti­gen Pflan­zen aus­ge­dehnt wor­den.

Und hier in der Stadt hat es nicht so eine gro­ße Bedeu­tung, weil es sind halt urba­ne Räu­me, die ja auch ande­ren Ein­flüs­sen aus­ge­setzt sind als die freie Land­schaft. Nichts­des­to­trotz lohnt sich aber eben auch da, wenigs­tens den grö­ße­ren Raum zu beach­ten und eben auch hier, sag ich mal, wenn man was aus­sät, dass man zumin­dest noch die ost­deut­schen Her­künf­te ver­wen­det und kei­ne süd­deut­schen. Das ist schon mal auf jeden Fall sinn­voll, und führt auf jeden Fall auch zum bes­se­ren Erfolg zum Gedei­hen der Pflan­zen.

In wel­cher Regi­on sind Sie tätig?

Ja also, es gibt zwei­und­zwan­zig Her­kunfts­ge­bie­te, und ich bin in der zwei­und­zwan­zigs­ten — der kleins­ten, lei­der — das nennt sich Ucker­mark mit Oder­tal, es wur­de also noch­mal abge­grenzt, weil es sich kli­ma­tisch und auch vom Boden her stark von den ande­ren Her­kunfts­ge­bie­ten unter­schei­det

Und war­um sagen Sie „lei­der“? Sie kön­nen ja die ein­zigs­te sein?

Nein, nein, kei­nes­falls! Im Gegen­teil, also … Es gibt ja kei­nen Anbau­er, der alle Arten anbau­en kann …

also wie gesagt, ich mache auch nur so um die sech­zig Arten, und das ist noch viel zu wenig, um die vie­len ver­schie­de­nen Stand­or­te abzu­de­cken. Es muss aber eine Her­kunfts­re­gi­on auch so groß sein, dass sie sich für einen Anbau­er wirt­schaft­lich lohnt, genü­gend Absatz zu fin­den. Und je klei­ner sie ist, des­to unwahr­schein­li­cher ist es. Und wie gesagt, es reicht nicht ein Anbau­er, es müs­sen schon meh­re­re sein. Naja mal sehen.

Und sind in Ihrer Regi­on Ucker­mark noch mehr Anbau­er oder sind Sie allei­ne?

Ich bin in der Zwei­und­zwan­zig Regi­on Ucker­mark mit Oder­tal für Rie­ger Hof­mann die ein­zi­ge Anbaue­rin.

Ok, ok. Ich ver­steh jetzt den Hin­ter­grund. Sie haben einen klei­nen Abnah­me­be­reich, und Sie sind die Ein­zigs­te, die eigent­lich die gan­ze Regi­on anbau­mä­ßig abde­cken müss­te, soll­te ….

Jetzt ver­ste­he ich das „lei­der“.

Ja, also, ich baue zum Bei­spiel auch kaum Grä­ser an, des­halb haben wir auch ein Pro­blem damit, dass wir auch kei­ne Wie­sen-Mischun­gen aus der Zwei­und­zwan­zig lie­fern kön­nen, weil ja Grä­ser in einer Wie­se immer vor­kom­men müs­sen.

Ja … ja! Dann kom­men wir doch mal zur Wie­se! Wir Stadt­bal­kon-Leu­te haben ja immer so den Traum, eine Wie­se anle­gen zu wol­len. Mir ist jetzt schon klar, dass Wie­se an sich etwas orga­nisch Gewach­se­nes ist, eben drau­ßen, wirk­lich groß, auf dem …. Auf der Wie­se, aber irgend­wie ist ja so ein Traum, uns wird immer sowas oft ver­kauft, eine Blu­men­wie­sen­mi­schung, was möch­ten Sie uns dazu erzäh­len?

Ja, lei­der, was ver­kauft wird unter dem Titel„Blumenwiese“ ist eben oft lei­der über­haupt gar kei­ne. Da muss man schon rich­tig genau gucken und soll­te sich da an den Zer­ti­fi­zie­run­gen ori­en­tie­ren, also, die Fir­ma Rie­ger-Hof­mann ist mit ihren Anbau­ern VWW-zer­ti­fi­ziert, das ist der Ver­band der deut­schen Wild­blu­men- und Wild­pflan­zen­pro­du­zen­ten. Das ist auf jeden Fall ein siche­res Label. Ja also, eine Wie­se auf dem Bal­kon, muss ich ehr­lich sagen, wird nicht funk­tio­nie­ren, weil, eine Wie­se ist nun mal etwas für grö­ße­re Flä­chen, und die meis­ten wol­len ja auch ganz vie­le Blu­men und nicht unbe­dingt Grä­ser, aber Grä­ser sind ein ganz wich­ti­ger Bestand­teil einer Wie­se. Und man muss eine Wie­se eigent­lich auch schnei­den – zum Bei­spiel im Som­mer mähen, und das wird jetzt auch nicht unbe­dingt ein ….

Sche­re!

Bal­kon­gärt­ner haben wol­len, wenn das jetzt alles run­ter­ge­mäht wird, ne? Also des­halb wür­de ich eher Ori­en­tie­rung auf Saum legen. Und das passt viel bes­ser, das sind also im all­ge­mei­nen Mischun­gen, die zu hun­dert Pro­zent aus Wild­blu­men oder mal mit einem gerin­gen Teil mit Grä­sern bestehen. In Saum­mi­schun­gen sind Arten ent­hal­ten, die einen Rück­schnitt in der Vege­ta­ti­ons­zeit nicht ver­tra­gen, die mäht man also im Win­ter ab, und auch das passt zur Situa­ti­on auf dem Bal­kon, so dass man das gan­ze Jahr über wach­sen und blü­hen las­sen kann, und im Win­ter dann, oder im Früh­jahr bes­ser, dann schnei­det man die tro­cke­nen Stän­gel ab. Das macht auch Sinn.

Da gibt es jede Men­ge. Also zum Bei­spiel in mei­nem Ange­bot gibt es zum Bei­spiel die „Mehr­jäh­ri­ge Bie­nen­wei­de“, das ist eine Mischung aus Bio-Anbau, hun­dert Pro­zent Wild­blu­men, ich hab den „Bun­ten Saum“, das ist eine Mischung aus ein- und zwei­jäh­ri­gen Arten, das sind schnel­ler sich ent­wi­ckeln­de Arten, das ist viel­leicht ja per­fekt für den Bal­kon geeig­net, damit man schnel­ler auch ein Ergeb­nis sieht, als bei dem sich wan­deln­den Saum. Aus dem Ange­bot der Fir­ma Rie­ger-Hof­mann gibt es auch diver­se Säu­me, zum Bei­spiel den „Schattsaum“ für schat­ti­ge Berei­che, wäre eine Vari­an­te. Oder auch sehr schön ist der „Wär­me­lie­ben­de Saum“. Das sind auch schö­ne Arten, die auf son­ni­gen Bal­kon Sinn machen

Sagen Sie den Namen bit­te noch­mal, für den hei­ßen son­ni­gen Bal­kon, von der Mischung?

Wär­me­lie­ben­der Saum

Wär­me­lie­ben­der Saum“. Und was ist da Schö­nes drin?

Also da ist zum Bei­spiel,… sag mir den deut­schen Namen … der Fär­ber­waid und … rasch mal schie­len …

Sie dür­fen schie­len ….

Ja, genau. Der Nat­tern­kopf. Ein blau blü­hen­der, ein­hei­mi­sche Art, Herz­ge­spann, ver­schie­de­ne Mal­ven, Klei­ne Biber­nel­le, Wil­de Möh­re, Hunds­zun­ge, Glo­cken­blu­men, Weg­war­te, Flo­cken­blu­men, Gras­li­lie, Oder­men­ning, Och­senzun­ge, Rese­de, und so fort.

Es sind lau­ter schö­ne Pflan­zen

Ja.

Ja. Macht das Sinn im Bal­kon­kas­ten? Wie wür­den wir vor­ge­hen? Es sind ja Pflan­zen dabei, die schon recht groß wer­den. Die man sich auch als Ein­zel­pflan­zen, als Stau­den kau­fen könn­te zum Teil … die rein­set­zen, wie machen wir es jetzt als Blü­ten-Saum-Mischung?

Also für den Bal­kon­kas­ten ist es auf jeden Fall nicht geeig­net, denn gera­de die­se Arten sind fast alle Pfahl­wurz­ler, damit sie eben die­se tro­cke­nen Bedin­gun­gen gut über­ste­hen kön­nen, die wür­den in einem Bal­kon­kas­ten nicht wirk­lich wach­sen. Also es muss schon wenigs­tens ein Kübel sein, der 50 Zen­ti­me­ter hoch ist, damit dann wirk­lich Erd­vo­lu­men, eine gewis­se Tie­fe da ist. Und wenn man jetzt wirk­lich nur einen Bal­kon­kas­ten zur Ver­fü­gung hat, da hab ich manch­mal schon die „Dach­be­grü­nungs-Mischung“ ver­kauft. Das sind alles Arten, die eben kei­ne so tie­fen Erd­schich­ten benö­ti­gen zum Wach­sen, und dann soll­te man aber nicht nor­ma­le Lan­der­de ver­wen­den, son­dern auch ein ganz mine­ra­li­sches Sub­strat, also Bläh­ton zum Bei­spiel, und wenigs­tens zehn Pro­zent nor­ma­le Erde rein­mi­schen, dann hat man die rich­ti­gen Bedin­gun­gen für die­se Dach­be­grü­nungs-Arten, und die sind total tro­cken­ver­träg­lich. Da ist auch eine ganz gro­ße Band­brei­te an Arten in die­ser Mischung ent­hal­ten, mit lan­ger Blü­te­zeit, also das wäre auch eine gute Vari­an­te. Und dann pfle­ge­leicht vor allen Din­gen, weil muss man fast gar nicht gie­ßen, ne?

OK, für Bal­kon­käs­ten, weil die Flä­che klei­ner ist, und weil der Wur­zel­be­reich nied­rig ist, neh­men wir „Dach­be­grü­nungs­mi­schung“ – Dach­be­grü­nung in Sub­strat mit hohem mine­ra­li­schen Anteil. Wann fan­gen wir an, das aus­zu­sä­en? Wann ist ein guter Zeit­punkt?

Also …. Mög­lichst zei­tig soll­te es aus­ge­sät wer­den, also März ist opti­mal, April auch noch, Mai, Juni schon eher nicht mehr neh­men. Oder dann wie­der ab Sep­tem­ber, Okto­ber. Okto­ber ist sogar mei­nes Wis­sens die bes­te, denn in vie­len Mischun­gen sind Kalt­kei­mer ent­hal­ten, hart­scha­li­ge Arten, sie brau­chen die küh­le Pha­se und kei­men im nächs­ten Früh­jahr. Wenn wir die im Früh­jahr aus­sä­en, lie­gen die ein gan­zes Jahr im Sub­strat rum, und naja, was dann noch im Fol­ge­jahr keimt, das muss man sehen, nicht so ein guter Keim­er­folg, als wenn man die­se Arten schon im Herbst aus­sät.

Und wir gie­ßen wenig, weil es tro­cken­heits­lie­ben­de Arten sind? Muss man ein Gefühl ent­wi­ckeln, Ten­denz total wenig?

Ja, genau

Und run­ter­schnei­den brau­chen wir die über den Som­mer nicht, kei­nen Rück­schnitt, nur im Früh­jahr, bevor es wie­der aus­treibt?

Genau. Oder im Aus­trieb. Es gibt ja auch vie­le Insek­ten, die in den hoh­len Pflan­zen­stän­geln über­win­tern, das heißt, es wäre auf jeden Fall gut, die wür­den über den Win­ter ste­hen­blei­ben und auch nicht gleich schon im Febru­ar abge­schnit­ten wer­den, weil die Tie­re da ja noch nicht wei­ter ent­wi­ckelt sind und noch nicht raus­ge­kro­chen sind.

Schnei­det man dann zurück, wenn die ers­ten grü­nen Spit­zen schon zu sehen sind, das ist immer manch­mal so schwie­rig, also, zu sagen: „Febru­ar oder März“, es ist ja wie­der regio­nal total unter­schied­lich, uns wür­de jetzt hel­fen, wenn Sie sagen: so viel guckt raus, dann könnt ihr!

Genau, also wenn da fünf Zen­ti­me­ter raus­gu­cken, dann wür­de ich abschnei­den. Dass man dann die jun­gen Trie­be nicht erwischt …

Und dann schnei­den, genau so, abschnei­den. Also wir las­sen die alten Stän­gel auch auf fünf Zen­ti­me­ter Höhe, damit wir …

Das scha­det über­haupt nicht ….

OK. Dann – pri­ma. Das war jetzt die Vari­an­te für den son­ni­gen Bal­kon­kas­ten. Für den gro­ßen Kübel, also mög­lichst eine gro­ße Flä­che und eine gro­ße Tie­fe, fünf­zig Zen­ti­me­ter tie­fes Pflanzgefäß/Kübel, da haben Sie uns den Saum emp­foh­len. Wie hieß der Saum

Zum Bei­spiel der „Wär­me­lie­ben­de Saum

Der „Wär­me­lie­ben­de Saum“ …

Genau.

Und der „Wär­me­lie­ben­de Saum“, säen wir den auch am bes­ten schon im Herbst aus?

Genau

Weil da auch wie­der Kalt­kei­mer drin­nen sind?

Genau, hmmm. Man kann ihn aber auch im Früh­jahr aus­sä­en

Genau, unser Kon­gress kommt jetzt Ende Febru­ar, Anfang März, wir könn­ten dann bestel­len, „Wär­me­lie­ben­den Saum“ für den gro­ßen, tie­fen Kübel, und wir könn­ten den dann auch im Früh­jahr noch aus­sä­en.

Ja

März, April Mai schon weni­ger.

Genau. Und auch in den Kübeln wäre gut, wenn man da einen gewis­sen mine­ra­li­schen Anteil immer rein hat, dass es nicht so eine pure Erde ist. Weil es sind ja Arten, die auf eher mage­ren Stand­or­ten wach­sen

Ja

Nun kann es sein, dass die wach­sen und wach­sen, so üppig und gar nicht zum Blü­hen kom­men, weil ein­fach so vie­le Nähr­stof­fe da sind, dass sie es gar nicht nötig haben zu blü­hen, ja? Und dann zu mat­schig wer­den und auch nicht zu blü­hen anfan­gen.

Haben Sie noch so ein All­round-Rezept, wenn wir uns Erde mischen, wobei wir Städ­ter in der Ten­denz nicht sel­ber mischen wer­den, son­dern wir wer­den in ein Baumarkt/Gartencenter gehen, uns einen Erd­sack kau­fen wol­len und … wie machen wir das am bes­ten?

Na, ich wür­de mir auf jeden Fall noch Bläh­ton kau­fen. Den gibt es zum Bei­spiel auch für Hydro­pflan­zen als Sub­strat. Und damit wür­de ich die nor­ma­le Erde mischen, im Ver­hält­nis 1:1.

Nor­ma­le Kübe­ler­de oder ….

Genau. Genau.

Kübe­ler­de. Kübe­ler­de hat ja sowie­so schon einen höhe­ren mine­ra­li­schen Anteil drin

Ja, ja …hmm… Genau.

Kübe­ler­de ist bes­ser als Blu­men­er­de

Ja …

Bei Blu­men­er­de pas­sen wir immer auf, weil da Zeugs drin­nen ist, Schad­stof­fe, die wir gar nicht haben wol­len.

Ja, hmm,

OK. Und den „Wär­me­lie­ben­den Saum“ für den gro­ßen, tie­fen Kübel, den brau­chen wir auch nicht zurück­schnei­den?

Auch erst dann wider im nächs­ten Früh­jahr.

Im nächs­ten Früh­jahr, wenn das Grün schon ein biss­chen raus­guckt, bis zur Höhe des Grüns abschnei­den.

Genau.

Wun­der­bar.

Das ist bei allen Saum-Mischun­gen so.

Ja … weil oft­mals sagt man ja bei Wild­blu­men, dass ein Rück­schnitt sinn­voll ist im Juni, nach der ers­ten Haupt­blü­te, dann …

Das ist bei Wie­sen­ar­ten der Fall.

OK. Aber nicht beim Saum und nicht bei der Dach­be­grü­nungs­mi­schung

Genau.

Ja nee, es ist ja … Es ist schwie­rig, aber wenn man es immer wie­der hört, dann ver­ste­hen wir den Hin­ter­grund.

Ja, ja …

Rück­schnitt ist bei Wie­sen­pflan­zen.

Hmmm.

Dan­ke, Frau Kietsch.

In der Vege­ta­ti­ons­zeit, da ist es für die Pflan­zen wich­tig.

Ja?

Super … Ja, und jetzt reden wir mal bit­te über den Halb­schat­ten oder Schat­ten.

Hmm …Also da muss es nicht ganz so mine­ra­lisch sein, weil das sind jetzt Arten, die ja eher auf humo­sen Boden wach­sen, am Baum, Baum­schat­ten, des­halb wür­de ich da die ganz nor­ma­le Kübel­pflan­zen­er­de kau­fen und nicht unbe­dingt noch abma­gern. Und dann ist das Vor­ge­hen genau wie bei den ande­ren Säu­men auch, ent­we­der im Früh­jahr oder im Herbst säen, der ein­zi­ge Unter­schied ist, dass die­se Schat­ten­ar­ten eine lang­sa­me­re Ent­wick­lung haben als die son­nen­lie­ben­den. Also da muss man schon Geduld mit­brin­gen, bis da wirk­lich ein schö­nes Blü­ten­bild ent­steht.

Und müs­sen wir da etwas mehr gie­ßen?

Ja, auf jeden Fall. Stimmt.

Und wie schät­zen Sie die Lang­le­big­keit ein?

Also … Es kön­nen vie­le, vie­le Jah­re wer­den. Also das … Es gibt Arten, die nur ein- oder zwei­jäh­rig sind, die wer­den dann natür­lich mit der Zeit ver­schwin­den, aber es gibt in der Haupt­sa­che in die­sen Mischun­gen mehr­jäh­ri­ge Arten und die kön­nen lang­le­big sein.

OK, wenn wir uns Mühe geben und gut pfle­gen und schön mit denen reden, haben wir die Chan­ce, dass wir unse­ren Saum oder unse­re Dach­be­grü­nung über einen län­ge­ren Zeit­raum haben …

Ja …

und das ist ja das Erstre­bens­wer­te, weil es nach­hal­tig ist.

Genau

und pfle­ge­leicht

Man muss halt nur Geduld mit­brin­gen, es ist halt nicht wie bei Wun­der­blu­men, heu­te gepflanzt und mor­gen schon alles üppig in Blü­te. Das sind halt Wild­blu­men, die brau­chen ein­fach ihre Zeit.

Ist dann in zwei­ten Jahr eine leich­te Nach­dün­gung erfor­der­lich? Leicht?

Schwer vor­her­zu­sa­gen, das hängt halt sehr von dem ver­wen­de­ten Sub­strat ab, wie vie­le Nähr­stof­fe da drin sind … Wahr­schein­lich erst ab dem drit­ten, aber das kann ich jetzt schlecht vor­her­sa­gen.

Ja nur zum sen­si­bi­li­sie­ren, ganz vor­sich­tig mit Dün­ger …

Ja …

Brau­chen sie nicht, sie ste­hen an nähr­stoff­ar­men Stand­or­ten.

Genau.

Kübel ist immer noch ein biss­chen anders …

Ja, ja

als drau­ßen in der Natur … Gucken.

Genau.

Gucken, wie sie aus­se­hen

Genau

Noch eine ganz wich­ti­ge Fra­ge: Aus­saats­tär­ke … Aus­saats­tär­ke …. Da nei­gen wir dazu, viel zu dicht zu machen. Wie krie­gen wir das hin?

Also … Gera­de die Saum­mi­schun­gen braucht man nur mit zwei Gramm pro Qua­drat­me­ter aus­sä­en, also wirk­lich sehr wenig. Zur Aus­saat emp­feh­le ich, das Saat­gut zu mischen, wobei man das hoch mischt auf 10 Gramm pro Qua­drat­me­ter.. Man nimmt also zwei Gramm Saat­gut und acht Gramm Füll­stoff. Und als Füll­stoff kann ent­we­der Sand oder Säge­mehl sein. Wir bie­ten dafür ent­we­der Holz­fa­ser an, ganz fein gemah­len Hart­holz ist das, oder Mais­schrot. Und damit mischt man das, und damit hat man so viel in der Hand, dass man es gut ver­teilt bekommt, und eben auch das Gewicht. Und dann ist wich­tig, dass man nach der Ansaat das fest drückt und nur vor­sich­tig angie­ßen, dass das Saat­gut abge­schwemmt wird. Es wird also nicht in den Boden ein­ge­ar­bei­tet, nur oben auf­ge­sät. Größ­ten­teils sind das sehr fein­sa­mi­ge Arten, die meis­ten sind Licht­kei­mer, und des­we­gen darf das nicht in den Boden rein.

Und kein Boden oben drauf?

Jaja

Nicht bud­deln und nix oben drauf. Fest­drü­cken. Emp­feh­len Sie da ein­fach mit der Hand fest­drü­cken?

Genau

Oder was bau­en?

Wenn es so klein ist, kann man das gut mit der Hand machen.

Ja. Und ganz vor­sich­tig angie­ßen. Und wie lan­ge soll­ten wir immer angie­ßen, das muss ja über einen län­ge­ren Zeit­raum sein, dass die kei­men?

Jaja, genau, also die brau­chen schon rela­tiv lang zum Kei­men, also die ers­ten acht Wochen wird sich da noch nicht all­zu viel zei­gen, also man braucht da wirk­lich Geduld, also in der Zeit muss es auf jeden Fall auch regel­mä­ßig feucht gehal­ten wer­den. Man könn­te zum Bei­spiel auch ein biss­chen Vlies drü­ber­le­gen, über die Erde, dann trock­net der Boden nicht so schnell aus.

Und die­ses unge­fähr acht Wochen angie­ßen

Hmm

Das ist egal, ob wir jetzt im Herbst aus­sä­en, was die güns­ti­ge­re Aus­saat­zeit ist, oder auch wenn wir das jetzt im Febru­ar, März, April aus­sä­en?

Also im Herbst muss man sich nicht ganz so küm­mern, weil ja dann ein­fach die Bedin­gun­gen ins­ge­samt feuch­ter sind, weil mehr Tau ent­steht und so wei­ter, des­we­gen fin­de ich Herbst­aus­saa­ten ein­fach char­man­ter, weil man ein­fach nicht so viel Arbeit damit hat. Und im Früh­jahr muss schon auf jeden Fall dran­blei­ben. Da steht die Son­ne schnell höher und umso schnel­ler wird es tro­cken?

Aber wir müs­sen wie­der auf­pas­sen, dass wir nicht zu viel gie­ßen?

Ja natür­lich, also es darf nur feucht gehal­ten wer­den, kei­nes­falls nass, und es geht auch nur dar­um, dass die Ober­flä­che ein biss­chen feucht ist. Also es muss eine Grund­feuch­te da sein, und dann muss man beach­ten, dass die Ober­flä­che nicht aus­trock­net – ja?

Nur die ….

Ein­mal mit einer klei­nen Brau­se kurz drü­ber­ge­hen und dann reicht es für ein paar Tage.

Es muss nicht nach innen ein­si­ckern, es geht nur dar­um, dass die Ober­flä­che des Sub­stra­tes feucht ist

Also ich wür­de es auch so machen, dass ich erst­mal, bevor ich aus­säe, die Erde rich­tig feucht mache,

Ja?

Dass die Erde eine Grund­feuch­te hat, und nach dem Aus­sä­en wür­de ich nur kurz mit der Brau­se drü­ber­ge­hen, und das wür­de ich eben aller zwei, drei Tage wie­der­ho­len.

Und bei den Wild­blu­men braucht man nicht noch irgend­wie eine Plas­tik­fo­lie rüber machen, das kann man ja bei den klei­nen Gefä­ßen machen, dass die Feuch­tig­keit drin ste­hen bleibt, und …

Da wäre ich vor­sich­tig, ich wür­de eher ….

Jetzt weil es Wild­blu­men sind?

Vlies neh­men, das ist bes­ser, weil da kann sich kei­ne Feuch­tig­keit da drun­ter stau­en, da kann‘s nicht schim­meln, es ist immer ein Luft­aus­tausch da.

OK, ok …. Irgend­ein Win­ter­schutz erfor­der­lich? Wir wol­len es nur noch­mal sagen, es sind Wild­blu­men, aber es ist immer wich­tig, dass man es noch­mal for­mu­liert

Naja, es darf natür­lich, die Blu­men dür­fen nicht kom­plett durch­frie­ren. Kann schon sein, dass die Pflan­zen dann auch hin­über sind. Also wenn man es auf dem Bal­kon­kas­ten hat, dann ist es gut, wenn man den auch aus der Hal­te­rung raus­nimmt, unten auf den Bal­kon stellt und biss­chen umpackt, dass es nicht kom­plett durch­friert, und genau­so mit den Kübeln. Nah an die Wand schie­ben und viel­leicht eben noch was drum rum machen

Frau Kietsch …. haben wir jetzt an alles gedacht? So unse­ren Traum einer Blu­men­wie­se zu ver­wirk­li­chen als Saum – „Wär­me­lie­ben­der Saum“, oder „Schat­ti­ger Saum“ — oder „Dach­be­grü­nungs­mi­schung“? Hab ich alles gefragt? Ist noch was wich­tig?

Ich glau­be schon, dass wir das Wich­tigs­te bespro­chen haben, also mir fällt jetzt ad hoc auch nichts mehr ein.

Bei Ihnen kön­nen wir doch grund­sätz­lich auch Ein­zel­sa­men kau­fen. Also wir haben jetzt über Mischun­gen gespro­chen für den Traum einer Blu­men­wie­se, aber wir kön­nen ja auch von mir aus das Herz­ge­spann oder die Ska­bio­se oder den Nat­tern­kopf könn­ten wir uns auch ein­zeln aus­sä­en. Wie gehen wir da vor?

Das ist von der Art sehr unter­schied­lich, das kann ich nicht pau­schal beant­wor­ten, also ich hab auf mei­nen Samen­tü­ten immer ver­sucht, eine aus­führ­li­che Kul­tur­anlei­tung drauf­zu­schrei­ben und nach der soll­te man sich rich­ten. Es gibt halt Arten, die man am bes­ten im Früh­jahr aus­sät, es gibt wel­che, die man im Som­mer aus­sät, die man im Herbst aus­sät. Also das ist wirk­lich sehr unter­schied­lich, je nach Art. Und auch da ist das glei­che, die meis­ten sind eben Licht­kei­mer, und brau­chen dann auch eine gewis­se Zeit, bis sie sich ent­wi­ckelt haben, und soll­ten eben in die­ser Zeit feucht gehal­ten wer­den.

Licht­kei­mer heißt wie­der – weil wir vie­le Anfän­ger haben — dass wir kei­ne Erde rauf­ma­chen, und dass wir nicht bud­deln, son­dern ein­fach nur oben rauf legen,

Ja …

Sie brau­chen für den Keim­im­puls … brau­chen die Licht.

Genau

Und grund­sätz­lich, da steht dann auch drauf, wie lan­ge wir wie­der die Ober­flä­che nass machen müs­sen mit dem Gie­ßen, dass das Kei­men klappt

Ja

Und mit die­sem … mit die­sem die Ober­flä­che benet­zen … Wie hoch sol­len die Pflänz­chen sein, wo wir dann damit auf­hö­ren?

Hmmm … Also, wenn sie aus dem Keim­blatt-Sta­di­um raus sind. Das heißt also, wenn sie ein ers­tes rich­ti­ges Laub­blatt-Paar ent­wi­ckelt haben, dann kann man mit dem regel­mä­ßi­gen Wäs­sern der Ober­flä­che lang­sam auf­hö­ren. Und dann sind sie doch in der Lage, sich schon sel­ber auch das Was­ser aus dem Boden zu zie­hen, sie haben dann schon genü­gend Wur­zeln ent­wi­ckelt.

Mir habe als Städ­te­rin aus Ber­lin auch immer so ein biss­chen die Baum­schei­ben im Blick. Wir haben in der Stadt auch öfters Bra­chen und so, aber wir haben eben auch vie­le Baum­schei­ben, und ich hab so ein biss­chen den Traum, dass man sich mehr um die Baum­schei­ben küm­mert, obwohl da die Leu­te rüber­lat­schen, und die Hun­de uri­nie­ren und koten … Kön­nen Sie uns dafür noch einen Tipp geben für Baum­schei­ben­be­grü­nung in der Stadt, die ja meis­tens noch ein biss­chen schat­ti­ger sind, das ist ja das Pro­blem, weil der Stra­ßen­baum ein­fach das Licht nimmt, das muss man berück­sich­ti­gen. Also bei mir war das auch so ein Pro­zess, erst­mal zu kapie­ren, es ist da unten ein­fach schat­tig im Regel­fall.

Ja, das ist schon eine ziem­lich anspruchs­vol­le Geschich­te, nicht leicht, also, der Erfolg ist auch begrenzt, weil es sind ein­fach so ne Bedin­gun­gen, ja? Es ist zum einen ver­dich­tet in der Ober­flä­che, es sind sehr vie­le Wur­zeln vom Baum ent­hal­ten, es ist tro­cken und es ist schat­tig. Und das ist schon ver­dammt schwie­rig hin­zu­be­kom­men. Man kann es ver­su­chen mit Ansaa­ten Wich­tig ist immer für jede Ansaat, es muss ein offe­ner Boden sein. Also man kann jetzt nicht ein­fach auf irgend­ei­nem Stück Baum­schei­be, wenn da schon Grä­ser oder irgend­was wach­sen, ein­fach Samen dahin streu­en und den­ken, es wird schon. Also Sie brau­chen eine Brach­flä­che, also in irgend­ei­ner Form etwas lockern und etwas öff­nen. Und dann kann man pro­bie­ren. Es wer­den sich natür­lich nur so ganz har­te Arten durch­set­zen, die das ver­tra­gen. Mein Tipp für sol­che Baum­schei­ben sind Wal­der­bee­ren. Die sind unschlag­bar! Also sie kann sowohl Son­ne als auch Schat­ten ab, sind win­ter­grün, machen Aus­läu­fer, dadurch kann sie so eine Flä­che ziem­lich gut begrü­nen. Aber ich habe selbst in mei­nem eige­nen Gar­ten fest­stel­len müs­sen, dass es da nicht funk­tio­niert hat, weil der Vor­be­sit­zer so viel Müll hin­ge­kippt hat­te, also das war über­haupt kein ver­nünf­ti­ger Boden, dass selbst die Wald­erd­bee­re da nicht mehr woll­te.

Und Wald­erd­beer­sa­men haben sie auch im Ange­bot?

Nee, Samen hab ich … nee die hab ich nicht …

OK. Aber es ist trotz­dem ein sehr wert­vol­ler Tipp für Baum­schei­ben.

Genau. Da kann man sich ja auch Pflan­zen besor­gen

Ja

Ich wür­de, wenn ich eine Baum­schei­ben­be grün haben will, wür­de ich immer eine Kom­bi­na­ti­on aus Pflan­zung und Ansaat machen. Da kommt man am ehes­ten zum Erfolg.

Es heißt jetzt …

Erd­bee­ren, Erd­bee­ren, Wald­erd­bee­ren,

kom­men schat­tig und son­nig, halb­schat­tig zurecht …

Genau …

Was wür­den Sie dann noch dazu säen?

Naja, das hängt halt auch ein biss­chen von dem Stand­ort ab natür­lich. Wenn es son­nig genug ist, wür­de ich eben sol­che Wild­blu­men wie Weg­war­te, Mar­ge­ri­te, Glo­cken­blu­men pro­bie­ren. Wenn es schat­ti­ger ist, dann könn­te man zum Bei­spiel das Rub­rechts­kraut, eine ein­jäh­ri­ge Art, kei­ne Ahnung, ob man das als Saat­gut bekommt, müss­te man mal gucken, also ich hab es nicht im Ange­bot. Oder Schöll­kraut zum Bei­spiel, sind kurz­le­bi­ge Arten, die aber gut ver­sa­men und die schnell hoch­kom­men. Knob­lauch­s­rau­ke z.B. habe ich auch im Ange­bot. Da müss­te es humos sein, sonst wird es nichts.

Nicht ver­dich­tet, wir müss­ten also ent­we­der auf­ha­cken oder eben oben … das ist aber schwie­rig, muss man ehr­lich sein, das geht gar nicht

Also in Ber­lin zum Bei­spiel darf man in einer bestimm­ten Höhe Erde auf­schich­ten, auf­schüt­ten

Ah ja

Es ist wie­der von jeder Stadt zu Stadt ver­schie­den

Stadt­be­zirks­ab­hän­gig, da muss man sich erkun­di­gen, aber ich kann nur sagen, es macht ein­fach auch Spaß, so ein Ding zu schaf­fen, zu gestal­ten.

Na OK. Also war schon wie­der auch zu Baum­schei­ben-Begrü­nung ein guter Impuls, Frau Kietsch.

Kön­nen wir bei Ihnen Saat­gut erwer­ben? Sie ver­schi­cken klei­ne Men­gen?

Genau. Ja. Hmmm.

Eigent­lich für die Regi­on Zwei­und­zwan­zig, Ucker­mark, aber für Städ­ter spielt die­ses Regio-Saat­gut nicht so eine Rol­le, weil wir eben in der Stadt sind und da die gesetz­li­chen Bestim­mun­gen nur gel­ten, wenn man in der frei­en Natur was aus­bringt. Dass da das regio­na­le Saat­gut zwin­gend ver­wen­det wer­den muss.

Ja, genau. Auf mei­ner Web­site ist eine Preis­lis­te. Da ist alles auf­ge­zählt, was ich im Ange­bot habe. Da sind vie­le Mischun­gen, aber auch vie­le Ein­zel­an­saa­ten. Da wird man sicher fün­dig.

Kön­nen Sie uns zum Schluss noch­mal was erzäh­len? Unser Kon­gress heißt in die­sem Jahr „Kann man Tie­re pflan­zen?“ mit dem Hin­ter­grund, dass vie­le Leu­te sich über tie­ri­schen Besuch noch mehr freu­en als über die Toma­ten. Ist jetzt ein biss­chen pla­ka­tiv gesagt, aber Besu­cher auf dem Bal­kon, die tun unse­rer See­le gut, und wir kön­nen wahn­sin­nig viel für die Arten­viel­falt machen und ein­fach unse­ren Blick wei­ten. Kön­nen Sie uns da viel­leicht noch tol­le Pflan­zen emp­feh­len für den städ­ti­schen Bal­kon wo wir hohen Besuch, also dass es rich­tig lohnt, die anzu­bau­en.

Ja, ja. Also da fällt mir spon­tan sofort die Tau­bens­ka­bio­se ein, das ist bei uns auf dem Feld die Art, die am meis­ten Tie­re anzieht. Und es ist auch eine so lie­bens­wer­te, zar­te Pflan­ze, die wird so cir­ca sieb­zig Zen­ti­me­ter hoch, und sie blüht wirk­lich für eine Wild­blu­me unglaub­lich lan­ge, fängt im Juni an und setzt sich bis in den Okto­ber hin­ein fort. Und ist auch sehr wert­voll als Nek­tar- und Pol­len­pflan­ze für ganz vie­le Tie­re. Wir haben sie auch im letz­ten Jahr noch im Okto­ber geern­tet, und da haben die auch noch Bie­nen ange­zo­gen, es war echt ver­rückt… Und dann kann ich auch gleich noch ne schö­ne Geschich­te erzäh­len ….

Bit­te, bit­te!

Ich war im Nabu-Regio­nal­ver­band hier auch aktiv, und wir haben da einen Schmet­ter­lings­exper­ten, und den hab ich dann besucht: „Komm doch mal zu uns, da kannst du bestimmt auch mal ein paar Schmet­ter­lin­ge ent­de­cken auf dem Feld“, weil das ja nun schon ein sehr kom­pak­tes Ange­bot für diver­se Tie­re ist, da fin­den sie in der frei­en Land­schaft gar nicht so viel auf einem Hau­fen. Naja, und „Ach, ach ja, hmmm, muss ich mal machen…“, und irgend­wann hat­te er sich dann mal auf­ge­rafft, und zum Glück war das gera­de ein Jahr, wo wirk­lich rich­tig vie­le Fal­ter unter­wegs waren, also da wur­de einem schon schwin­de­lig, wenn man da hin­ge­guckt hat. Und der war … der war nur per­plex, also …. Er stam­mel­te dann so … „Ich mache das schon seit fünf­zig Jah­ren, aber so – so- sooooo vie­le auf einem Hau­fen!“ … also der war wirk­lich … Und waren natür­lich stolz wie Oskar, das wir das durch unse­re Arbeit geschafft haben, dass da so vie­le Fal­ter waren. Lei­der war das auch das ein­zi­ge Jahr, wo wirk­lich so vie­le waren, seit­dem hat­ten wir nicht wie­der … das hängt von vie­len Fak­to­ren ab – vor allem von der Früh­jahrs­wit­te­rung. Wenn die nass­kalt ist, ist die ers­te Gene­ra­ti­on der Fal­ter gleich hin­über. Aber er hat mir wirk­lich Tau­sen­de. Nur von einer Art. Ja, also, da kann man schon, schon total schö­ne Sachen sehen, also , ich hab schon mal auf­neh­men wol­len, wie wir so in der Ern­te sind, das summt und brummt. Das ist schon beein­dru­ckend und total schön. Und da wird man auch auf dem Bal­kon den­ke ich auch vie­le schö­ne Erleb­nis­se haben, wenn man Wild­blu­men ver­wen­det.

Ja – die, die wel­che haben, die bestä­ti­gen das! Ja! Und was Sie heu­te schon gesagt haben, Nat­tern­kopf ist da der Brin­ger, Herz­ge­spann ist der Brin­ger, Weg­war­te ist der Brin­ger, Tau­bens­ka­bio­se

Glo­cken­blu­men ….

Ja! Die Viel­falt der Glo­cken­blu­men!

Ja, es gibt echt vie­le …

Frau Kietsch, ich bedan­ke mich im Namen unse­rer Kon­gress­teil­neh­mer. Sie haben uns sehr viel prak­ti­sche Tipps gege­ben, es war rich­tig groß­ar­tig. Wir haben heu­te ein biss­chen Ton­pro­ble­me, es tut mir leid, lie­be Teil­neh­mer, aber Frau Kietsch hat es wett­ge­macht. Das hat sehr viel gebracht für den Traum einer Blu­men­wie­se: Saum und Dach­be­grü­nung!

Ja

Vie­len Dank, Frau Kietsch!

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